Vertreter/innen verschiedener Gruppen und Beratungsstellen für Migrant/innen haben sich am Freitag und Samstag zu einem Vernetzungstreffen im Gewerkschaftshaus versammelt. Ziel war ein Erfahrungsaustausch über extreme Ausbeutungsbedingungen und die Planung von gemeinsamen Aktionen.
Deutlich wurde bei dem Treffen, dass ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in Hamburg an der Tagesordnung sind. Der politische Handlungsdruck, da waren sich alle Teilnehmer/innen einig, sei deswegen hoch.
Emilija Mitrovic von der gastgebenden gewerkschaftlichen Beratungsstelle Migration und Arbeit (MigrAr) stellte den Fall von Francis M. (Name geändert) vor. Der Beniner arbeitete für zwei unterschiedliche Reinigungsfirmen, obwohl er über keine Arbeitserlaubnis in Deutschland verfügt. Beide Male wurde sein bestehender Arbeitsvertrag nach wenigen Tagen wieder aufgelöst, ohne das er seinen Lohn ausgezahlt bekam, auf den er jedoch Anspruch hatte. Erst auf Initiative von MigAr zahlte zumindest bisher eine Firma.
Emilija Mitrovic: „Leider begegnen uns solche Fälle immer wieder, nicht selten in der Reinigungsbranche. Es drängt sich der Verdacht auf, dass einige Firmen bewusst die Lage von Migrant/innen ohne Arbeitspapiere ausnutzen und ihnen den Lohn vorenthalten. Deswegen brauchen wir für alle den uneingeschränkten Zugang auf den Arbeitsmarkt, um solchen Ausbeutungsstrukturen zu begegnen.“
Rüdiger Winter, Beratungsstelle für Arbeitnehmerfreizügigkeit von Arbeit und Leben Hamburg: „Die Ausbeutung ist vielfältig: Arbeitsstunden werden nicht korrekt abgerechnet und keine Zuschläge für Überstunden gezahlt. Ausufernden Arbeitszeiten stehen kaum freie Tage gegenüber. Oft erfolgt bei Erkrankungen, Arbeitsunfällen oder auch bei Schwangerschaft unmittelbar eine fristlose Kündigung. Durch Einbehaltung von Ausweispapieren und Dokumenten werden Abhängigkeiten konstituiert.“
Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger: „Wir brauchen eine deutliche Aufstockung des Personals bei den Kontrollstellen. Kein Arbeitgeber darf in Hamburg das Gefühl haben, er hätte bei solchen ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen nichts zu befürchten.“
An dem Netzwerktreffen nahmen außerdem die Beratungsstelle Faire Mobilität vom DGB, sowie die Gruppen Lampedusa in Hamburg und Refugee Radio teil.