Existenzangst statt Geburtstagsfeier

Ein Jahr nach der Wiederaufnahme des Betriebs im Bürgerhaus Wandsbek durch den aus einer Bürgerinitiative hervorgegangenen Kulturzentrum Wandsbek e.V. kommt am Standort in der Wandsbeker Allee keine Geburtstagsstimmung auf. Der Mietvertrag sollte von vornherein nur bis zum Ende des Jahres laufen. Doch Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller hatte immer betont, es wäre schrecklich, wenn in dieser Zeit keine langfristige Lösung gefunden werden könne und Wandsbek mit einer wiederholten Schließung des Bürgerhauses einen erneuten Rückschlag erleiden müsste. Genau danach aber sieht es jetzt aus.

„Wir haben zwar verschiedene Modelle entwickelt“, meint Rainer Schünemann, Vorsitzender des Betreibervereins, „aber die Finanzierungsmittel reichen bislang nur für eine Weiterführung am gegenwärtigen Standort aus. Die Kulturbehörde hatte uns vor einem Jahr aufgefordert, mit einem kleinen Pflänzchen der Stadtteilkultur anzufangen, um zu zeigen, dass in Wandsbek der Bedarf besteht. Das haben wir erfolgreich getan. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an Kursen und Veranstaltungen und auch für private Anlässe werden die Räumlichkeiten häufig vermietet.“

Große Irritation lösten die Pläne der Wandsbeker CDU und FDP im Bürgerhaus aus, das Kulturzentrum zu schließen, um an gleicher Stelle eine Drogenklinik zu bauen. Gleichzeitig sollte geprüft werden, ob das Bürgerhaus stattdessen an den für die Klinik problematischen Standort an der Schädlerstraße gehen kann.

„Für ein Bürgerhaus in der Schädlerstraße wäre gar kein Geld vorhanden“, sagt Schünemann. „Wir wären auf der Strecke geblieben, wenn sich nicht auch der Abriss des Bürgerhauses für die Suchtklinik inzwischen als viel zu teuer erwiesen hätte. Es ist schon erstaunlich, wie schnell und tatkräftig der Weg für die Klinik frei gemacht werden sollte, während wir seit Jahren gegen Windmühlen kämpfen! Wir fühlen uns als Manövriermasse ausgenutzt.“

Im Bürgerhaus hofft man nun, dass die Wandsbeker Bürgerschaftsabgeordneten der verschiedenen Parteien sich energisch für ihren Wahlkreis einsetzen. „Im Fokus muss der Erhalt des Hauses stehen, ansonsten sehen wir momentan keine Chance für Stadtteilkultur in Wandsbek. Dazu muss das Grundstück im Besitz der Stadt bleiben und von dem restlichen zum Verkauf stehenden Objekt abgetrennt werden. Es darf doch nicht sein, dass gesunde Stadtteilkultur zerschlagen wird, um damit die Fehlkalulationen bekannter Großprojekte der Stadt zu finanzieren“, fordert Schünemann im Namen des Vereins und vieler Wandsbeker Bürger.

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