EQJ ist keine Ausbildung!

photocaseKOEPFE.jpegDas Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) ist ein staatlich finanziertes Praktikum und weit entfernt von einer regulären Ausbildung, betont der DGB Hamburg und hält die Aussage der Kammern, es gebe noch über 1000 freie Stellen, für eine zielgerichtete Fehlinformation, um von dem eigenen Versagen, ausreichend Ausbildungsplätze zu schaffen, abzulenken.

„Hier vermischt man auf unlautere Weise Zahlen der wenigen noch freien, „echten“ Ausbildungsplätze mit den 932 EQJ-Plätzen, die vom Steuerzahler finanziert werden. EQJ geben dem Arbeitgeber die Möglichkeit, einen potenziellen Azubi länger ,prüfen‘ und als Arbeitskraft zu nutzen, ohne dass die Teilnehmer einen ausbildungsadäquaten Status hätten, so Erhard Pumm, Vorsitzender des DGB Hamburg. „Und diese EQJ-Zeit wird dem Jugendlichen in der Regel noch nicht einmal auf eine eventuell sich anschließende Ausbildung angerechnet.“

Der DGB Hamburg befürchtet, dass diese Maßnahme sogar betriebliche Ausbildungsplätze verdrängt, weil die Unternehmen lieber auf die konkurrenzlos günstigen EQJ zurückgreifen, anstatt sich der Verantwortung zu stellen, reguläre Lehrstellen zu schaffen. „Und davon brauchen wir in Hamburg noch mindestens 5000. Denn nach korrekter Rechnung müsste man Jugendliche in den Warteschleifen, die von den Arbeitsagenturen per Selektion aus der Bewerber-Statistik verbannten Schulabgänger sowie die, Altbewerber „hinzuzählen“, so Hamburgs DGB-Vorsitzender. Momentan sind ca. 70 % aller anerkannten Bewerber Schulabgänger aus den Vorjahren, nur noch 30 % kommen aus dem aktuellen Schulabgangsjahr. Im vergangenen Jahr lag diese Zahl noch bei knapp 40%.

So, wie das EQJ genutzt wird, erreiche die bis zu 12monatige Maßnahme zudem nur das „obere Drittel“ der Bewerber und geht an der Zielsetzung des von der Bundesregierung aufgelegten Programms vorbei, besonders schwachen Schulabgängern einen Weg in die betriebliche Ausbildung zu ebnen, kritisiert Erhard Pumm. Das belegten die Zahlen der Handelskammer, die bisherige EQJ-Plätze überwiegend mit Realschülern und sogar Abiturienten besetzt habe.

Erhard Pumm: „Insofern überrascht auch die hohe Vermittlungsquote in eine sich anschließende Ausbildung nicht. Wirklich schwache Schulabgänger, die von der Arbeitsagentur bereits vorher als nicht ausbildungsfähig aussortiert wurden und gar nicht erst in die Bewerberstatistik gelangten, gehen weiterhin leer aus, obwohl sie eine Unterstützung besonders nötig hätten.“

Das sei besonders bedeutsam vor dem Hintergrund, dass Abiturienten – abgeschreckt vor den drohenden Studiengebühren – unter Hamburger Bewerbern in diesem Jahr um 18 Prozent zugenommen haben und damit Haupt- und Realschüler vom Ausbildungsmarkt verdrängen. Das Problem werde sich 2010 noch verschärfen, wenn durch das Abi nach 12 Jahren zwei Jahrgänge nach Ausbildungsplätzen suchen, so Erhard Pumm. „Schönreden hilft nicht mehr weiter: Fakt ist, dass in Hamburg nur 16 Prozent der Betriebe ausbilden, obwohl 40 Prozent dazu berechtigt wären. Die Unternehmen müssen endlich in die Zukunft investieren, damit wir nicht vor einem noch größeren Ausbildungs-Desaster und damit vor gewaltigen sozialen Problemen stehen.“

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