Ein heute vorgestelltes Gutachten der Wohnungswirtschaftsverbände VNW und BFW kritisiert das anstehende Hamburgische Klimaschutzgesetz. Darin wird behauptet, dass die Errichtung eines Passivhauses 30 Prozent teurer sei als der derzeitig gültig energetische Standard. Die GAL-Bürgerschaftsfraktion hält diese Interpretation für falsch.
Erfahrungen von Passivhausprojekten in Hamburg und anderen Städten wie etwa Frankfurt widersprechen der Lesart des Gutachtens. So baut die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding nur noch Passivhäuser – und macht dennoch gute Gewinne dabei. Ab 2012 wird das Passivhaus der Standard der Wohnungsbauförderung sein. Hamburg hat das größte Volumen an Förderung bundesweit. Hamburg strebt zudem zügig einen ökologischen Mietenspiegel an, um zu einem gerechten Ausgleich zwischen Mieter und Vermieter-Interessen zu kommen. Hier verweigert sich die Wohnungswirtschaft allerdings noch.
Horst Becker, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion, sagte zur vorgestellten Studie: „Der hinhaltende Widerstand der Hamburger Wohnungswirtschaft gegen die Erreichung der Klimaziele hat natürlich materielle Hintergründe und ist auch nicht frei von Unterstellungen. Wohnungsbaugesellschaften in anderen Städten haben diese rückständige Denkweise längst abgelegt. Sie zeigen, dass Passivhäuser wirtschaftlich zu errichten und zu betreiben sind. Übrigens: Je mehr davon endlich gebaut werden, desto billiger wird es auch. Ab 2012 ist das Passivhaus der Standard der Hamburger Wohnungsbauförderung.“
Bei der Berechnung der gesamten Gebäudekosten sei eine differenzierte Betrachtung notwendig: „Hierbei sind alle Kosten – Bau-, Finanzierungs-, Energiekosten, etc. – zu berücksichtigen. Diese Vollkostenrechnung muss über die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes von mindestens 30 bis 50 Jahren bilanziert werden, anstatt wie üblich nur über 15 bis 25 Jahre. Bei einer Annahme von moderaten Energiepreissteigerungen von 5 Prozent pro Jahr wird ein Passivhaus in der Regel die effizientere Alternative sein. Interessant ist, dass die angeblich so mieterfreundliche SPD-Opposition sich hier voll vor den Karren der Interessen der Wohnungswirtschaft spannen lässt.“