Mit der Veranstaltungsreihe „EM mich nicht voll!“ anlässlich der Fußball-EM der Männer stößt das Referat für Politische Bildung, Kultur und Kritische Wissenschaft des AStA der Uni Hamburg auf dem Campus eine Debatte über Nationalismus, Homophobie und Rassismus im Fußball an.
Zwischen all den schwarz-rot-gold geschminkten Menschen, kollektiven „Public-Viewing-Events“ und dem deutschen Fanenmeer steht im AStA eine kritische Beschäftigung mit dem derzeitigen Spektakel auf dem Plan. Dafür werden Vorträge, Diskussionsrunden und Filmanalysen organisiert und sogar ein Reader veröffentlicht. Die ersten beiden gut besuchten Veranstaltungen behandelten die Themen „Staatenkonkurrenz auf dem Fußballplatz“ und „Homophobie im Stadion“. Dazu wurden Fachleute aus der Welt des Fußballs und der Wissenschaft eingeladen, so z.B. der Sprecher des schwullesbischen Fanclubs Queerpass St.Pauli, Dirk Brüllau, oder der Journalist und Fußballsoziologe Jan Tölva aus Berlin.
Am kommenden Dienstag um 18:00 Uhr findet dann die Veranstaltung „Schlandland – oder die Normalisierung des Nationalismus“ statt, die sich u.a. mit der Frage beschäftigt, warum der in Deutschland geborene Deutsche Mesut Özil, dessen Muttersprache Deutsch ist, den Integrationsbambi verliehen bekommt und bei jedem Spiel peinlich genau darauf geachtet wird, ob er die Nationalhymne mitsingt. Und wie „weltoffen und normal“ der 2006 aufgekommene „Partyiotismus“ daher eigentlich sein kann.
Die letzte Veranstaltung dieser selbstorganisierten Bildungsreihe findet am 3. Juli um 18:00 Uhr statt und behandelt die deutsche Kriegs- und Nachkriegsgeschichte anhand einer kritischen Analyse des Films „Das Wunder von Bern“, der von dem Weg Deutschlands zum Gewinn der Männer-Fußball-WM 1954 in Österreich erzählt.
Abgerundet wird das Ganze von einem Reader mit Texten zu den behandelten Thematiken, der eine weiterführende Lektüre ermöglichen soll und parallel zu den Veranstaltungen verteilt wird.
Artur Brückmann, Referent für „Politische Bildung, Kultur und Kritische Wissenschaft“, erklärt das zustande kommen der Idee folgendermaßen: „Wir im AStA haben uns die Aufgabe gestellt Wissenschaft und Gesellschaft kritisch zu begleiten und zu hinterfragen. Hierzu gehört es auch ein wissenschaftlich-kritischen Blick auf die Europameisterschaft zu werfen. Im Rahmen der Veranstaltungsserie werfen wir einen Blick unter die Oberfläche dieses Riesenspektakels und entdecken dabei teilweise sehr erschreckende Mechanismen und Auswirkungen. So zeigt beispielswiese eine neue Studie der Sozialpsychologin Dagmar Schediwy, dass während derartiger Großevents aufgrund des stärker werdenden Nationalismus, der fast nicht vom Patriotismus zu unterscheiden ist, die Fremdenfeindlichkeit stark ansteigt.“