Eine Welle der Altersarmut im Norden

Um sechs Prozent ist allein in einem Jahr die Zahl derjenigen Senioren in Hamburg gestiegen, die im Sozialamt um Unterstützung nachsuchen mussten. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen.

Heute hat das Statistikamt Nord bekannt gegeben, dass im Jahre 2011 in Hamburg 19.730 Frauen und Männer im Alter von mehr als 64 Jahren Grundsicherungsleistungen zur Sicherstellung der laufenden Lebensführung im Alter erhalten haben. Das waren sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2006 ergibt sich eine Steigerung um 29 Prozent.

Dazu erklärt Hamburgs DGB-Vorsitzender Uwe Grund: „Die Zahlen zeigen, dass die Folgen der Niedriglohnpolitik immer deutlicher bei den Älteren ankommen. Wenn man nach befristeten Jobs immer wieder in Arbeitslosigkeit fällt, oder sein Leben lang für Dumpinglöhne hart schuften muss und dann auch noch im Alter zum Sozialamt muss, verstößt das gegen die Menschenwürde. Den Hungerlöhnen folgen die Schwindsuchtsrenten. Diese Entwicklung muss endlich gestoppt werden.“

Grund bekräftigt, dass es „ein Hohn“ sei, wenn die Menschen dazu aufgefordert werden würden, privat für ihre Altersvorsorge aufkommen zu müssen: „Wer kaum von seinem Einkommen leben kann, hat doch keine Chance für spätere Zeiten vorzusorgen.“

Vor diesem Hintergrund spricht sich der Gewerkschafter gegen eine Senkung des Rentenniveaus aus und setzt sich stattdessen dafür ein, eine Demografie-Rücklage aufzubauen.

Das Gegenmittel zur dieser Entwicklung seien: Faire Löhne, Steuern und Sozialbeiträge, erklärte der DGB Nord, denn auch in Schleswig-Holstein werden alarmierende Zahlen gemeldet.

„Dem Norden droht eine Welle der Altersarmut, wenn jetzt nicht endlich faire Löhne, gerechte Steuern und nachhaltige Sozialbeiträge durchgesetzt werden. Die Senkung von Rentenbeitragssätzen ist das Letzte, was das Land jetzt braucht. Der Spaltung der Senioren in Arm und Reich kann nur begegnet werden, wenn auch die Vermögenden endlich angemessen in alle Gemeinschaftskassen einzahlen.“ Mit diesen Worten hat Uwe Polkaehn, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB Nord), auf die jüngsten Erhebungen des Statistikamtes Nord zur wachsenden Altersarmut reagiert.

Demnach haben mehr als 16 000 Menschen über 64 Jahre in Schleswig-Holstein Ende 2011 staatliche Unterstützung erhalten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern – gut sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Seit 2006 hat sich die Zahl der Bedürftigen sogar um 23 Prozent erhöht. Fast drei Prozent der Senioren über 64 lebten Ende 2011 ganz oder teilweise von Leistungen der Grundsicherung – drei Viertel bekommen die Grundsicherung ergänzend zur Altersrente. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen.

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