Während Deutschland 20 Jahre Deutsche Einheit feiert, begeht der DGB Bezirk Nord sein zehnjähriges Jubiläum. Grund für eine Rückschau, meint dessen Vorsitzender Peter Deutschland.
Hier die DGB-Erklärung zum Doppel-Jubiläum:
Vor 20 Jahren fiel die Mauer zwischen West- und Ostdeutschland. Um zu einer Angleichung der Lebens- und Arbeitsbedingungen zu kommen, waren und sind große Anstrengungen erforderlich. Trotz aller Aufbauleistungen gibt es immer noch große Unterschiede zwischen Ost und West. Darauf weist jetzt Peter Deutschland, Vorsitzender des DGB Bezirk Nord, der die Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern umfasst, hin:
– Die Arbeitslosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern ist mit einer Arbeitslosenquote von 11,8 % immer noch deutlich höher als beispielsweise im benachbarten Schleswig-Holstein mit 7,4 % im Oktober dieses Jahres. In Mecklenburg-Vorpommern befinden sich rund 44.000 Arbeitslose in Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, die nicht in der Arbeitslosenzahl mitgezählt werden, während es in Schleswig-Holstein rund 27.000 sind.
– Mecklenburg-Vorpommern ist immer noch ein Abwanderungsland und die jungen, qualifizierten Menschen suchen ihre beruflichen Perspektiven und ihr Lebensglück in anderen Regionen Westdeutschlands oder Europas.
– Das Bruttoinlandsprodukt ist niedriger – Im Jahre 2008 wurde in Mecklenburg-Vorpommern ein Bruttoinlandsprodukt von 35,8 Milliarden € erwirtschaftet, in Schleswig-Holstein von 73,6 Milliarden €.
– Löhne und Gehälter sind niedriger als im Westen – Die Bruttolöhne und -gehälter lagen 2008 in Mecklenburg-Vorpommern bei 21.600 € und in Schleswig-Holstein bei 25.000 €.
– Der Industriebesatz ist um mehr als die Hälfte niedriger als zum Beispiel in Schleswig-Holstein. Die Bruttowertschöpfung im produzierenden Gewerbe betrug in Mecklenburg-Vorpommern 6,6 Milliarden € und in Schleswig-Holstein 14,7 Milliarden €.
Während in Deutschland 20 Jahre Deutsche Einheit gefeiert wird, begeht der DGB im Norden zehn Jahre Einheit im DGB Bezirk. Denn im Jahre 1999 schlossen sich die damaligen selbstständigen DGB Landesbezirke Nordmark (Hamburg und Schleswig-Holstein) und Mecklenburg-Vorpommern zum neuen DGB Bezirk Nord zusammen.
Peter Deutschland: „Damit waren wir im Norden der erste Bezirk in Deutschland, der sowohl alte als auch neue Bundesländer umfasste. Wir übernahmen die Vorreiterrolle und konnten damit zur Einheit der Arbeitnehmerbewegung in Ost und West beitragen.“ Dieses Zusammenwachsen von Ost und West sei keine Selbstverständlichkeit gewesen sondern es gehörte die Bereitschaft der Menschen dazu, diesen Weg gemeinsam gehen zu wollen. „Die Gewerkschaftseinheit ist inzwischen so gefestigt, dass sie keiner mehr missen möchte,“ fasst Peter Deutschland seine Erfahrungen über den ersten gemeinsamen West-Ost-Bezirk im DGB zusammen. Heute ist der Nord-Bezirk des DGB, der 462.000 Gewerkschaftsmitglieder zählt, Vorbild auch für andere Organisationen, im Norden mit einer Stimme zu sprechen und damit dem Norden mehr politisches Gewicht zu geben. Der DGB Nord ist für den Deutschen Gewerkschaftsbund der Ansprechpartner für die Kooperation der Gewerkschaften im Ostseeraum (BASTUN – Baltic Sea Trade Union Network und BSLN – Baltic Sea Labour Network, eine Kooperation von 26 Partnern aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften).