Neue Zahlen belegen: Erst wird getrunken, dann geprügelt. 40% der Straßengewalttäter in Hamburg standen unter Alkoholeinfluss – doppelt so viele wie 2002, bestätigt der Senat. Das gilt stadtweit, nicht nur auf St. Pauli oder in St. Georg.
40,3 % der Fälle von schweren und gefährlichen Körperverletzungen im öffentlichen Raum werden unter Alkoholeinfluss begangen. Bei der Gewaltkriminalität insgesamt und bei den Körperverletzungsdelikten beträgt der Anteil etwa alkoholisierter Täter rund ein Drittel. Auch bei anderen Delikten steigt der Anteil der Taten im Rausch weiter. Dramatisch hoch – bei fast 70 Prozent – liegt Anteil Betrunkener bei den Widerstandsdelikten. Das sind die Ergebnisse einer Senatsanfrage des SPD-Innenexperten Andreas Dressel. Ein langfristiger Vergleich zeigt: Seit 2002 sind die Zahlen deutlich gestiegen. So hat sich die Zahl der Tatverdächtigen bei Körperverletzungsdelikten von 2002 bis 2008 fast verdoppelt – von 3082 auf 6039.
Dressel: „Die Zahlen zeigen, dass Alkohol-Straftaten keineswegs nur ein Kiez-Problem sind. Und das überfällige Flaschen-Verbot nur für die Reeperbahn wird keine allgemeine Trendumkehr bringen. Eine echte Anti-Alkohol-Konzeption, die auch bei Prävention und Jugendschutz ansetzt, ist bei diesem Senat bislang nicht erkennbar.“
Dressel verwies auf die Erfahrungen aus anderen Städten, bei denen repressive Maßnahmen gegen Gewalt in Szenebereichen durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und präventive Maßnahmen zum Thema Gewalt- und Suchtprävention flankiert wurden. Mit Streetworkern und im Sinne der Suchtprophylaxe könne auch präventiv gegengesteuert werden. „Der Instrumentenkasten der Innenbehörde reicht offenbar nicht aus – er muss im Bereich Jugendschutz und Prävention ergänzt werden“, so Dressel.