Die Patriotische Gesellschaft von 1765 legt zu ihrer Jahresschlussveranstaltung am 19. November 2007 eine Veröffentlichung über ihre Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus vor –
außerdem: Verlegung von Stolpersteinen für ausgeschlossene jüdische Mitglieder
Unter dem Titel „Die eigene Geschichte“ widmet die Patriotische Gesellschaft ihre diesjährige Festveranstaltung zum Jahresschluss am 19. November 2007, um 19.00 Uhr, im Haus der Patriotischen Gesellschaft, Reimarus-Saal, ihrer Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus und dem Umgang mit ihrer Vergangenheit. Die Broschüre „Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder 1935. Die Patriotische Gesellschaft im Nationalsozialismus“ von Marlis Roß erscheint am selben Tag.
Außerdem finden zwei Stolpersteinverlegungen für Heinrich Mayer, ein aus der Patriotischen Gesellschaft ausgeschlossenes jüdisches Mitglied, statt: um 11.00 Uhr in der Maria-Louisen-Straße 112 und um 18.15 Uhr vor dem Haus der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke 6.
Mit der Broschüre „Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder 1935. Die Patriotische Gesellschaft im Nationalsozialismus“ setzt sich die Patriotische Gesellschaft mit ihrer Geschichte auseinander. Bereits 1800 wurde mit Ernst Wertheim der erste Jude in die Gesellschaft aufgenommen – Jahrzehnte, bevor die Juden das Bürgerrecht in Hamburg erwerben konnten. Diese eindrucksvolle Tradition wurde durch den Beschluss des Vorstands, die jüdischen Mitglieder durch die Einführung des Arierparagraphen auszuschließen, in einer anderthalbstündigen Sitzung gebrochen.
Da die Quellenlage durch die Zerstörung des Archivs 1943, bei der auch alle Mitgliederlisten seit 1913 vernichtet wurden, äußerst ungünstig ist, sind die Bedingungen dieses Beschlusses nur aus den Protokollen des Vorstands, des Amtsarchivs und einiger Quellen im Staatsarchiv zu schließen. Frühzeitig war der Vorstand der Patriotischen Gesellschaft von Mitgliedern der NSDAP dominiert, schon 1933 wurde der Leiter des Kampfbundes für Kultur zweiter stellvertretender Vorsitzender.
Nach dem Ende der Diktatur gab es in der Patriotischen Gesellschaft keine Auseinandersetzung mit diesem Bruch in ihrer Geschichte, erst 2004 wird er erstmals klar benannt. In der Broschüre „Der Ausschluss der jüdischen Mitglieder 1935. Die Patriotische Gesellschaft im Nationalsozialismus“ werden Quellen und Veröffentlichungen der Patriotischen Gesellschaft, die sich erst 1946 mit dem Zusatz „von 1765“ umbenannt hat, um nicht als „politische Gesellschaft“ zu gelten, analysiert und einige Thesen zu den Motiven des Beschweigens aufgestellt.
Marlis Roß, die Autorin der Broschüre, ist Historikerin und Mitglied der Patriotischen Gesellschaft. Die Broschüre ist ab dem 20. November über die Geschäftsstelle der Patriotischen Gesellschaft erhältlich.