Die Jungen gucken in die Röhre

Der Deutsche Gewerkschaftsbund Nord (DGB) warnt vor einem Trend im Norden gegen die Beschäftigung junger Arbeitnehmer – nur noch jeder vierte unter 30-Jährige hat eine unbefristete Vollzeitstelle.

Während sich bundesweit die Erwerbsquote der 60- bis 64-Jährigen in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt hat und Unternehmen sogar Rentner zurück in die Firma rufen, sinkt die Zahl der jungen Arbeitnehmer, die eine unbefristete Vollzeitstelle erhalten. „Unsere Gesellschaft gerät aus dem Lot, wenn Auszubildende und junge Arbeitnehmer ohne Sicherheit und faire Löhne in ihr Berufsleben starten müssen. Wir brauchen hier eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat ermittelt, dass der Anteil der jüngeren Bevölkerung im Alter von 15 bis 39 Jahren an der gesamten Erwerbsbevölkerung im 20-Jahres-Zeitraum von 53,7 Prozent auf 44,3 Prozent gefallen ist. Markant seien auch die Unterschiede in der Entwicklung der altersspezifischen Arbeitslosenquoten: Am höchsten sei der Anstieg in den jüngeren Altersklassen ausgefallen, also bei den 15- bis 24-Jährigen. Zugleich stellte das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung fest, dass nur noch jeder vierte unter 30-Jährige eine unbefristete Vollzeitstelle hat – 1996 war es noch jeder dritte. Teilzeit und Befristungen nehmen deutlich zu.

Polkaehn: „Dieser Trend ist ungesund: Die Jungen gucken immer öfter in die Röhre – immer mehr Rentner müssen arbeiten, weil ihre Rente nicht zum Leben reicht. Wer jetzt auch noch die Rentenbeiträge der aktiven Arbeitnehmer absenkt, schafft die Altersarmut von morgen. Die Unternehmen müssen faire Arbeitsbedingungen bei unbefristeter Anstellung bieten und wieder vermehrt jungen Menschen eine echte Chance geben, darunter auch Einwanderern. Denn langfristig kann auch ein weiterer Anstieg der Erwerbsquoten der Frauen und Älteren den demografischen Wandel nicht ausgleichen.“

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