Wer immer noch meine, die Löhne und Gehälter der Beschäftigten seien zu hoch, werde durch die aktuellen Zahlen widerlegt, so der DGB Hamburg. Während die Wirtschaftsleistung in Hamburg um nominal 3,7 % stieg, waren dies bei Tarifsteigerungen nur durchschnittlich 2,4 %.
Wie das Statistische Landesamt Nord heute mitteilte, stieg in Hamburg die nominale Wirtschaftsleistung gegenüber dem 1. Halbjahr 2005 um 3,7 Prozent. Real, also preisbereinigt, betrug die Wachstumsrate 2,4 Prozent.
Die Tarifsteigerungen – in deren Genuss längst nicht alle Arbeitnehmer kommen – betrugen im 1. Halbjahr 2006 durchschnittlich 2,4 Prozent. Damit liegen sie zwar höher als im vergangenen Jahr, aber auch jetzt nur einen halben Prozentpunkt über der laufenden Inflationsrate.
„Vom Wirtschaftsaufschwung kommt also nur ein ganz geringer Teil bei denen an, die mit ihrer Arbeit maßgeblich dafür gesorgt haben – ein hinkendes Verhältnis“, sagt Erhard Pumm, Vorsitzender des DGB Hamburg. „Forderungen nach Lohnzurückhaltung verbieten sich also vor dem Hintergrund der in Hamburg überdurchschnittlichen Wachstumsrate sowie der drohenden
Mehrwertsteuer-Erhöhung.“
Ein Problem sei die zunehmende sog. negative Lohndrift – dabei bleibt die tatsächliche Einkommenssteigerung hinter der tariflich vereinbarten zurück. „Gründe sind etwa Öffnungsklauseln, die den Unternehmen das Aussetzen oder Kürzen von Tariferhöhungen ermöglichen, manchmal werden auch übertarifliche Leistungen mit den Tarifabschlüssen ,verrechnet‘ „, erläutert Erhard Pumm.
In die Röhre schauen häufig Arbeitnehmer in Branchen ohne Tarifbindung: „Sie können zwar einzeln versuchen, für sich Gehaltserhöhungen zu verhandeln, sind aber letztlich auf den guten Willen des Chefs angewiesen“, so Hamburgs DGB-Vorsitzender.
Nach neuesten Daten der Böckler-Stiftung wurden im vergangenen Jahr in Westdeutschland noch 67 Prozent der Beschäftigten von Tarifverträgen erfasst. Bezogen auf die Betriebe beläuft sich die Tarifbindung nur auf 41 Prozent (Westen).