Der soziale Atlas der Stadt

Der neue Sozialmonitoring-Bericht des Senats zeigt, wo die Gebiete mit „niedrigem“ und „sehr niedrigem“ sozialen Status liegen: überwiegend am östlichen Stadtrand (Billstedt, Horn, Jenfeld), südlich der Elbe (Wilhelmsburg, Harburg), am westlichen Stadtrand (Osdorf, Lurup) und in der westlichen inneren Stadt (St. Pauli und Altona-Altstadt) sowie in den Stadtteilen Dulsberg und Steilshoop.

Der dritte Sozialmonitoring-Bericht 2012 der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt erlaubt eine verbesserte stadtweite und vergleichende Betrachtung von kleinräumigen Daten zur Sozialstruktur in den Hamburger Stadtteilen und Quartieren. Die BSU setzt damit die kontinuierliche Stadtteilbeobachtung mit dem Ziel, Tendenzen zur sozialen Polarisierung frühzeitig zu erkennen, fort. Mit dem Sozialmonitoring werden die Grundlagen für eine solidarische Stadtpolitik gelegt und Hamburg kann ungewollten Segregations- und Polarisierungsprozessen konsequenter begegnen. Die Ergebnisse des vorliegenden Berichts zeigen, dass die innerstädtischen Unterschiede im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben sind.

Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt Jutta Blankau: „Mit Hilfe des Sozialmonitorings können wir frühzeitig soziale Problemlagen und kritische Entwicklungen in Hamburger Stadtteilen erkennen und ihnen gezielt begegnen. So verhindern wir frühzeitig, dass die Menschen, die dort leben, von der allgemeinen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung abgekoppelt werden.“

Die im Sozialmonitoring betrachteten Indikatoren werden mithilfe eines Indexverfahrens vergleichbar gemacht und für jedes Gebiet aktuell (als „Status“) sowie im zeitlichen Verlauf (als „Dynamik“) betrachtet. Die errechneten Werte erlauben eine Einschätzung, wie weit einzelne betrachtete Gebiete vom gesamtstädtischen Durchschnitt abweichen.

Der von der HafenCity Universität im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt erarbeitete Sozialmonitoring-Bericht zeigt, dass die Gebiete mit „niedrigem“ und „sehr niedrigem“ Status auch 2012 überwiegend am östlichen Stadtrand (Billstedt, Horn, Jenfeld), südlich der Elbe (Wilhelmsburg, Harburg), am westlichen Stadtrand (Osdorf, Lurup) und in der westlichen inneren Stadt (St. Pauli und Altona-Altstadt) sowie in den Stadtteilen Dulsberg und Steilshoop liegen. Von den 833 untersuchten Gebieten weisen 78 (statt 81 in 2011) einen „sehr niedrigen“ Status auf, 71 (statt 70 Gebiete in 2011) zeigen einen „niedrigen“ Status.

2010 wurde das Sozialmonitoring als Instrument der kleinräumigen Stadtbeobachtung eingeführt. Der Nutzen zeigt sich auf verschiedenen Ebenen: Zum einen schafft das Sozialmonitoring eine transparente Grundlage für die Förderung bestimmter Stadtteile aus dem Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE). Zurzeit sind dies hamburgweit über 50 Gebiete, im letzten Jahr kam unter anderem aufgrund der Ergebnisse des Sozialmonitorings auch der Stadtteil Neuallermöhe hinzu. Zum anderen kann der komplexe Sachverhalt der sozialen Ungleichheit in der Stadt anschaulich in Karten dargestellt werden. Die Daten und Analysen dienen als Basis und Orientierung für die sozialraumorientierten Aufgaben und Programme der Fachbehörden und Bezirksämter.

Der Sozialmonitoring-Bericht 2012 sowie weitere Karten und Informationen sind unter http://www.hamburg.de/sozialmonitoring abrufbar.

Hintergrund: Sozialmonitoring – Methodik

Das Sozialmonitoring ist ein kleinräumiges, datengestütztes Stadtbeobachtungssystem. Räumliche Basis bilden 833 Statistische Gebiete. Statistische Gebiete sind kleinräumige Gebietseinheiten mit durchschnittlich ca. 2.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie sind nach städtebaulichen und sozialstrukturellen Homogenitätskriterien im Anschluss an die Volkszählung 1987 gebildet worden und lassen sich zu Stadtteilen zusammenfassen. In die Untersuchung fließen aus methodischen Gründen nur Statistische Gebiete mit mehr als 300 Einwohnerinnen und Einwohnern ein.

Im Sozialmonitoring werden sieben sogenannte „Aufmerksamkeitsindikatoren“ betrachtet. Dazu zählen Daten zu Bevölkerungs- und Haushaltsstrukturen, zum Transferleistungsbezug und zu Bildungsabschlüssen. Diese werden jeweils unter dem Gesichtspunkt des Status Quo und der Entwicklung in den vergangenen drei Jahren untersucht. Die Indikatoren werden mit Hilfe eines statistischen Berechnungsverfahrens zu einem „Statusindex“ sowie einem „Dynamikindex“ zusammengefasst. Es werden vier Status- und drei Dynamikklassen unterschieden („hoch“, „mittel“, „niedrig“, „sehr niedrig“ bzw. „positiv“, „stabil“, „negativ“). Bei den Dynamikindikatoren wurden in diesem Jahr aufgrund verbesserter Datengrundlagen sechs statt vormals vier Entwicklungsvariablen betrachtet.

Als neues Element ist im diesjährigen Sozialmonitoring-Bericht die räumliche Verteilung von demografischen Hintergründen sowie Wanderungsbewegungen kleinräumig abgebildet. Gerade die Wanderungen sind für die Quartiersentwicklung von besonderer Bedeutung, da nicht nur erkennbar ist, ob ein Quartier Bevölkerung gewinnt oder verliert, sondern auch, welchen Umfang die Fluktuation im Verhältnis zur Bevölkerung insgesamt einnimmt. Daraus lassen sich indirekt Rückschlüsse auf die Stabilität der sozialen Strukturen ziehen.

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