„Der Politikwechsel ist finanzierbar“

Man könnte Hamburgs Geld auch anders ausgeben, als der Senat es plant, stellt die SPD – wie in jeder Haushaltsklausur – fest. Angesichts eines Gesamtvolumens von rund 20 Mrd. EUR fallen die Änderungsvorschläge mit rund 250 Mio. EUR allerdings recht gering aus. Wer mit dem vom Senat vorgelegten Haushaltsplanentwurf vergleichen möchte, findet hier die Zahlen zum Downoad.

Mit den Schwerpunkten Konjunkturpolitik und Bildung (so die eigene Einschätzung) geht die SPD-Bürgerschaftsfraktion in die anstehenden Beratungen zum Doppelhaushalt 2009 / 2010. Die Sozialdemokraten verabschiedeten bei einer Haushaltsklausur am Sonnabend ein Antragspaket mit einem Gesamtvolumen von 251.422.000 Euro.

Die Forderungen der SPD seien „ausnahmslos gegenfinanziert. Man könnte es sich als Opposition leichter machen. Für uns steht aber die Verantwortung für die Menschen, die Stadt und ihre Finanzen im Vordergrund“, so Fraktionschef Neumann. Man erreiche einen hohen Deckungsgrad schon dadurch, „dass wir Geld umleiten, das der Senat bisher in überflüssige oder uneffektive Maßnahmen investiert. Der Senat nimmt viel Geld in die Hände. An einigen Stellen wirft der Senat einen erheblichen Teil aber zum Fenster raus. Es wäre für Hamburg wesentlich mehr drin.“ Das reiche von Reduzierung der Intendanzkosten, unnötigen Umzugskosten für das Sportamt bis zu wuchernden Stabsstellen in Innenbehörde und Polizei.

Im Schulbereich schlägz sich die Fraktion auf die Seite der Primarschulgegner und erklärt, sie wolle auf Rückstellungen von 39 Millionen Euro für eine „überhastete und unausgegorene schwarz-grüne Reform verzichten und stattdessen praktische Verbesserungen erreichen, die zu einer höheren Unterrichtsqualität führen könnten – von kleineren Klassen über bessere Sprachförderung bis zu mehr Ganztagsschulen“. Neumann kritisierte, es gebe in der Schulbehörde keine Überlegungen, die Zahl der Lehrer in Hamburg soweit zu erhöhen, dass zumindest die Kürzungen der CDU-Senate wieder ausgeglichen würden.

Der SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher relativierte die Veranstaltung, indem er betonte, die Beratung des Senatsentwurfs zum Haushalt sei vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage und mit Blick auf die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf Hamburg „eine fragwürdige Sache“. Die Bürgerschaft werde sich schon bald mit einem Nachtragshaushalt beschäftigen, sagte Tschentscher. Dennoch wolle die SPD-Fraktion politische Akzente setzen und praktische Verbesserungen für den Haushalt und die Menschen vorschlagen.

Wenn der Senat darüber nachdenke, das städtische Wohnungsunternehmen SAGA/GWG zur Sanierung der HSH Nordbank zu verpfänden, sei das ein Alarmsignal, sagte Neumann. „Bürgermeister von Beust und die CDU haben in der Vergangenheit ihr Wort gegeben, dass die Mieter von SAGA/GWG keine Angst um ihre Wohnungen haben müssen. Wenn aber jetzt entsprechende Überlegungen im Rathaus angestellt werden, sagt das auch etwas über die Glaubwürdigkeit der Akteure im Rathaus aus. Es ist schon bezeichnend, dass die CDU bei finanziellen Problemen immer wieder an die städtischen Wohnungsbauunternehmen denkt“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Er verwies darauf, dass die Mieter zuletzt über das Sonderinvestitionsprogramm Prestigeprojekte der CDU-Alleinregierung hätten finanzieren müssen.

Die SPD bleibe auch bei den anstehenden Haushaltsberatungen bei ihrer Linie, die Arbeit des schwarz-grünen Senats kritisch und konstruktiv zu begleiten. Resultat dieser Linie sei die Zustimmung des Einzeletats der Justizbehörde. Zwar gebe es auch hier einige inhaltliche Differenzen. „Justizsenator Till Steffen hat aber erste sichtbare Schritte getan, um einen Politikwechsel weg von der Justizpolitik der CDU-Senatoren Kusch und Lüdemann einzuleiten. Unsere Zustimmung zu seinem Etat ist ein Vertrauensvorschuss. Wir werden sehen, was der Senator mit diesem Vertrauen macht.“

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion nutzte ihre Haushaltsklausur auch zu einer vorgezogenen Bilanz über die Politik des schwarz-grünen Senats. Mit Blick auf die Diskussion über das Konjunkturprogramm sagte Tschentscher, Hamburg kämpfe derzeit nicht nur mit dem drohenden Konjunktureinbruch, sondern auch mit den Folgen der unsoliden Finanzpolitik in den wirtschaftlich guten Jahren: Fehlinvestitionen wie die U4, schlechtes Management bei Großprojekten wie der Elbphilharmonie und mangelnde Konsolidierung der laufenden Ausgaben der Behörden. Finanzsenator Freytag hat das Haushaltsdefizit trotz sprudelnder Steuereinnahmen nicht verringert sondern vergrößert. Damit wurden die finanziellen Rücklagen verbraucht, die jetzt für ein zusätzliches regionales Konjunkturprogramm dringend benötigt werden.

Gleichzeitig erneuerte die SPD-Bürgerschaftsfraktion ihre Kritik am Umgang des Senats mit der Krise der HSH Nordbank. „Finanzsenator Freytag hat die HSH Nordbank noch im Oktober vergangenen Jahres öffentlich als „im Kern gesunde Bank“ bezeichnet. Der Senat hat auf die relevanten Fragen zur Entwicklung der HSH Nordbank nicht oder nicht richtig geantwortet“, sagte Tschentscher. Es müsse jetzt darum gehen, eine Perspektive für die Bank und vor allem für ihre Beschäftigten zu entwickeln. Hinsichtlich der öffentlich diskutierten Modelle zur Stützung der Bank nannte Neumann Maßstäbe. Erstens müsse die wirtschaftlichste Lösung gefunden werden – „auf Deutsch: Es darf kein Fass ohne Boden werden. Zweitens: Der Standort Hamburg muss weiter gestärkt werden – Stichwort Mittelstand, Schiffs- und Luftfahrtfinanzierung. Und drittens: Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank muss anständig umgegangen werden.“ Es mache die SPD skeptisch, dass diejenigen sich jetzt zum Feuerwehrmann machen, die in der explosiven Situation der Finanzmarktkrise gezündelt haben.

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