Selten hat sich ein Berufsstand so vertan wie die Wirtschaftsforscher vor dem Börsencrash und der Finanzkrise. Heute wissen viele, dass auch die geringen Löhne und die ungleiche Verteilung des Reichtums hier eine Ursache der Krise in Europa sind. Einer steht immer noch auf der Bremse:
Der Chef der „Wirtschaftsweisen“, Wolfgang Franz, sieht für die Tarifrunden im kommenden Jahr einen Spielraum von zwei Prozent. „Der Sachverständigenrat geht für das nächste Jahr von einem Produktivitätsfortschritt in Höhe von 0,6 Prozent aus und erwartet eine Preissteigerungsrate des Bruttoinlandsprodukts von 1.5 Prozent. Der gesamtwirtschaftliche Verteilungsspielraum beträgt also rund 2 Prozent“, sagte Franz der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“. Diesen sollten die Tarifvertragsparteien aber nicht ganz ausschöpfen, um einen Beitrag für die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu leisten, betonte Franz. Denn zur Vollbeschäftigung sei es noch ein gutes Stück des Weges. „In den Branchen können die Löhne davon ab nach oben oder unten abweichen, je nachdem wie hoch der Verteilungsspielraum dort zu veranschlagen ist.“ Das sei dann Sache der Tarifvertragsparteien.
Im April hatte der DGB bereits die Äußerung des „Wirtschaftsweisen“ Franz zum Mindestlohn kritisiert. Franz hatte gesagt, dass eine gesetzliche Lohnuntergrenze ein Hemmnis bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sei.