CO2-Lagerung bleibt ungeklärt

Das war der Rettungsstrohhalm am Rande der Kohlekraftwerks-Genehmigung für Vattenfall: Eines schönen Tages soll das anfallende Kohlendioxid unterirdisch abgelagert werden – da, wo die verbrannte Kohle zuvor auch lag, und ohne Auswirkungen auf das Klima. Der Gesetzentwurf, der die CO2-Ablagerung bundesweit regeln soll, wurde überraschend zurückgezogen. Getaugt hat er ohnehin nicht viel, meint Greenpeace.

Gegen unterirdische CO2-Deponien protestieren Greenpeace-Aktivisten heute mit einer Bombenattrappe vor dem Bundeskanzleramt. Auf einem Warnschild an der drei Meter hohen Attrappe heißt es: „Zeitbombe CO2-Endlager“. Die Bundesregierung hat heute überraschend den Gesetz-Entwurf zur Lagerung von CO2 zurückgezogen (CCS-Gesetz, Abscheidung und Lagerung von CO2). Sie beabsichtigt jedoch, das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden.

Greenpeace warnt, dass bisher keine Maßnahmen gegen Austritte des Klima-Gases vorgesehen sind. Zudem seien wesentliche Formulierungen des Gesetzes von den Stromkonzernen RWE und Vattenfall zu ihren Gunsten verfasst worden. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, eine fachliche Debatte über die Risiken der Endlagerung von CO2 zu führen.

„Das vorliegende Gesetz für die Entsorgung von CO2 schafft geologische Zeitbomben“, sagt Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace. „Es werden die selben Fehler wie im kollabierten Atommüll-Lager Asse wiederholt. Auch hier fehlt eine wissenschaftliche Bewertung fuer die Endlagerung von Risiko-Müll. Das CCS-Gesetz soll nicht dem Klimaschutz dienen, sondern
der Rettung des Klimakillers Kohle.“

Nach Recherchen von Greenpeace stammen wesentliche Formulierungen des vorliegenden Gesetzes aus der Feder der Kohlekraftwerkbetreiber RWE und Vattenfall. Im gemeinsamen Referenten-Entwurf der Bundesministerien für Umwelt und Wirtschaft wurde auf Druck der Stromkonzerne der Begriff „Ablagerung“ durch „Speicherung“ ersetzt. Die Konsequenz: Mit dem Begriff „Speicherung“ wird eine vorübergehende Einlagerung von Müll für die Wiederverwendung bezeichnet – damit ist der CO2-Müll rechtlich zum Wirtschaftsgut umdeklariert worden.

„Mit diesem juristischen Trick wird den Stromkonzernen ermöglicht, die strengen Umweltauflagen des Abfallrechts zu umgehen“, sagt Smid. „Die zukünftigen Deponie sollen nach dem lascheren Bergrecht beurteilt werden. Umwelt und Sicherheitsrisiken spielen im Bergrecht eine untergeordnete Rolle, es geht vorrangig um die Ausbeutung von Rohstoffen.“

Nach dem Gesetz-Entwurf sollen RWE und Vattenfall nur für 20 bis 30 Jahre die Verantwortung für die CO2-Verpressungen tragen. Danach soll die Haftung für CO2-Endlager auf den Staat übergehen. Mögliche Folge-Kosten müssten dann die Steuerzahler tragen.

Greenpeace fordert, dass die Stromkonzerne mindestens 100 Jahre für ihre Deponien haften. In den ersten hundert Jahren ist die Gefahr der CO2-Ausgasung am grössten. Auch die Verantwortung für spätere Leckagen und die damit verbundenen
Schäden muss vom Betreiber dauerhaft übernommen werden.

„Klimaschädliche Treibhausgase müssen vermieden, nicht in die Erde gepresst werden“, sagt Smid. „Die Lösungen für unser Klima-Problem sind bekannt. Sie lauten Ausbau von Regenerativen Energien und Energie-Effizienz.“

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