Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat der CDU die Torpedierung eines Projektes vorgeworfen, mit dem der Computer-Unterricht an den Hamburger Schulen verbessert werden sollte. Jetzt wird das Geld nicht für die Schulen, sondern für eine private Firma ausgegeben.
„Der Senat gibt Geld für ein privates Multimediakontor aus, das die Hochschulen im e-Learning fit machen soll. Aber für die Informatik-Ausbildung angehender Lehrerinnen und Lehrer hat er nichts übrig. Jetzt droht die Gefahr, dass Hamburgs Schülerinnen und Schüler beim Thema Computer-Kenntnisse bundesweit abgehängt werden“, kritisierte die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Barbara Brüning. Sie hatte sich gemeinsam mit dem SPD-Bildungspolitiker Gerhard Lein zwei Jahre lang bemüht, eine überparteiliche Lösung für die Verbesserung der Informatik-Lehrerausbildung zu finden.
Es sei notwendig, dass bereits Schülerinnen und Schüler früh den Umgang mit dem Computer lernen, betonten die Abgeordneten. Die SPD-Fraktion habe deshalb bereits 2004 in der Bürgerschaft beantragt, mehr Informatiklehrerinnen und -lehrer in Hamburg auszubilden.
„Nach zwei Jahren intensiver Suche nach gemeinsam getragenen Positionen hat die CDU im Wissenschaftsausschuss am späten Dienstag den Antrag der SPD endgültig abgelehnt. Selbst hat sie keinerlei Vorschläge gemacht“, bedauerte Brüning. „Unsere Schülerinnen und Schüler können nicht warten, bis die Schulbehörde sich in der Lage sieht, die Lehrer für ein akzeptables Unterrichtsangebot in Informatik bereitzustellen“, sagte Lein. „Die Wissensgesellschaft entwickelt sich schneller, als die Behörde offenbar glaubt.“
Auf einem Lehrertag der Gesellschaft für Informatik im Frühjahr, an dem ca. 90 Lehrerinnen und Lehrer teilnahmen, hatten Wissenschaftler vor der „digitalen Spaltung der Gesellschaft“ gewarnt, wenn die Schulen künftig nicht für alle Kinder ab der fünften Klasse systematisches Grundwissen in Informatik vermitteln.
„Solches Grundwissen ist erheblich mehr als nur PC-Bedienung, die heute von jedem Lehrer eingeübt und unterrichtet werden sollte. Was der Senat in der Schule verpasst, soll nun durch e-Learning an den Hochschulen aufgebessert werden“, kritisierte Brüning. „Die 1, 4 Millionen Euro für ein privates Multimediakontor sollten lieber in die Informatiklehrerausbildung fließen – hier liegt die Zukunft unserer Kinder.“