SPD- und GAL-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft haben sich erneut gegen unterschiedliche Zeugnisse in den Integrationsklassen ausgesprochen.
„Wir stehen an der Seite der Eltern, die diese ideologisch motivierte Veränderung der Zensierung nicht wollen“, sagte der SPD-Schulpolitiker Wilfried Buss am Mittwoch. Die GAL-Fraktionsvorsitzende Christa Goetsch erklärte: „Die CDU muss sagen, ob sie den intergrationsfeindlichen Kurs fortsetzten will oder ob sie die gesetzlichen Grundlagen schaffen will, damit es weiterhin Berichtszeugnisse für alle Kinder in Integrationsklassen geben kann.“
Zur Sitzung der Bürgerschaft am Donnerstag haben die Oppositionsfraktionen gemeinsam eine Änderung des Schulgesetzes beantragt, die die von der CDU gewünschte Einführung von Notenzeugnissen auch in Integrationsklassen wieder aufhebt.
„Es gibt keine pädagogisch tragfähigen Argumente für unterschiedliche Zeugnisse in Integrationsklassen. Mit diesem Schritt würde lediglich die seit über 20 Jahren bewährte Arbeit in den Integrationsklassen zunichte gemacht. Der Senat riskiert ein Modell, für das Hamburg bisher in der ganzen Republik gelobt wird“, sagte Buss.
Zuvor hatte sich auch die Behinderten-Beauftragte der Bundesregierung, Karin Evers-Meyer kritisch zu den Plänen des Hamburger Senats geäußert. Die SPD-Politikerin hält eine Ungleichbehandlung etwa von behinderten und nicht-behinderten Kindern ebenfalls für falsch. „Wenn man wirklich den Integrationsansatz ernst meint, dann muss man sich gemeinsam auf einen Standard einigen“, wurde die Behindertenbeauftragte zitiert. Eine ungleiche Bewertungsmethode würde wieder zur Ausgrenzung führten – „und genau das will man doch nicht in Integrationsklassen“.
Die Behinderten-Beauftragte sprach sich auch dafür aus, die Entscheidung über die Art der Leistungsbewertung den Schulen im Einvernehmen mit den Eltern zu überlassen. „Die CDU spricht oft von mehr Selbständigkeit der Schulen und vom wichtigen Engagement der Eltern. Sie könnte damit Ernst machen und die Entscheidung über die Leistungsbewertung den Schulen und den Eltern überlassen“, sagte Goetsch.
Hintergrund: Die CDU hat 2006 bei der Änderung des Schulgesetzes die Zensierung durch Noten für alle Kinder in den Grundschulklassen eingeführt, von der nur die einzelnen behinderten Kinder ausgenommen wurden. Damals hat es keinen Protest der betroffenen Eltern gegeben, weil ihnen durch die Schulbehörde versichert wurde, man werde durch „geeignete Maßnahmen“ die Möglichkeit der Berichtszeugnisse erhalten.
Dies ist zwar nicht geschehen. Gleichwohl haben alle Integrationsklassen im Schuljahr 2006/2007 trotz der Schulgesetzänderung weiterhin allen Kindern die bewährten Berichtszeugnisse erteilt. Die Einführung von unterschiedlichen Zeugnissen hat Auswirkungen auf die tägliche Arbeit in den Integrationsklassen, weil bei jeder Klassenarbeit unterschiedliche Bewertungen erteilt werden müssen: Berichte für die behinderten Kinder und Noten für die nicht-behinderten Kinder. Dies muss zwangsläufig die behinderten Kinder stigmatisieren und untergräbt so die gewünschte Integration von Behinderten und Nicht-Behinderten.