Jetzt hat sich der größte SPD-Kreis Wandsbek also festgelegt: Aydan Özoguz, die beim Wiedereinzug in die Bürgerschaft gescheiterte Ehefrau von SPD-Fraktionschef Michael Neumann, soll „erste Frau“ auf der SPD-Landesliste für die Bundestagswahl werden. Mitte-Kreischef Johannes Kahrs soll seine Unterstützung bereits zugesagt haben.
Özoguz verortete sich in der SPDinternen Parteiengeografie bisher als „Linke“, Kahrs als Sprecher der „Seeheimer“ gilt (wie die Mehrheit in Wandsbek) als „rechts“. Mit politischer Übereinstimmung kann die Entscheidung daher wohl kaum begründet werden.
Ob die heute getroffene Entscheidung von der Idee geleitet ist, die „beste“ und „wählerwirksamste“ Frau aufzustellen, darf getrost bezweifelt werden. Insbesondere die Unterstützung durch Kahrs ist wohl eher als Danksagung dafür zu werten, dass Wandsbeks Kreisvorsitzender Karl Schwinke entscheidend dazu beitrug, den umstrittenen Eimsbütteler Kandidaten und Kahrs-Vertrauten Danial Ilkhanipour in den Sattel zu heben.
Gewählt ist sie damit auf der entscheidenden Vertreterversammlung allerdings noch nicht: Erstens haben die Vertreter aus Wandsbek und Mitte hier auch gemeinsam noch keine Mehrheit, zweitens darf wohl bezweifelt werden, dass die Vertreter aus Mitte ihrem Kreischef in dieser Frage uneingeschränkt folgen. Und auch alle Stimmen der Wandsbeker Vertreter dürften ihr keineswegs sicher sein.
Es wird jetzt darauf ankommen, ob sich der Rest der SPD-VertreterInnen auf die gemeinsame Kandidatin Dorothee Stapelfeldt einigt. Eine Rolle spielen könnte dabei auch die inzwischen weitreichende Verärgerung über die „Wandsbeker Dominanz“ bei allen wichtigen SPD-Ämtern: Immerhin stellt dieser Kreis inzwischen neben dem Landesvorsitzenden Ingo Egloff (der auch stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist) auch die Landesgeschäftsführerin Karin Timmermann, die Bürgerschafts-Vizepräsidentin Barbara Duden, den Europa-Kandidaten Knut Fleckenstein und den (auf Mitte-Ticket kandidierenden, aber mit Meldeadresse in Wandsbek wohnenden) Fraktionsvorsitzenden Michael Neumann.
Hier soll wieder eine Personalentscheidung innerhalb der SPD dadurch schlecht geredet werden, weil angeblich Johannes Kahrs dahintersteckt. Natürlich wird wieder nicht mit Fakten argumentiert, sondern mit Spekulationen.
Langsam wird diese Methode langweilig, und sie ist auch höchst unseriös.
Das sehen wir anders. die Red.