„Bitteres“, „heißes“ und „teuflisches“ Geld

„Bitteres“, „heißes“ und „teuflisches“ Geld – Ethnologische Perspektiven auf den Umgang
mit Geld in nicht-kapitalistischen Gesellschaften

Vortrag von PD Dr. Katja Werthmann

Am Donnerstag, den 31. Januar 2008 um 19 Uhr, im Haus der Patriotischen
Gesellschaft von 1765, Kirchhof-Saal, Trostbrücke 6, 20457 Hamburg, Nähe
U/S Jungfernstieg/Rathaus.

Zur Referentin: PD Dr. Katja Werthmann

Ethnologin. Studium (1984-1990): Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie,
Historische Ethnologie und Afrikanische Sprachwissenschaften. Forschungen über
Zen-Meditation im Westen (Magister 1990), muslimische Frauen in Nigeria (Promotion 1996),
Goldbergbau in Burkina Faso (Habilitation 2004) und Islam in Burkina Faso (seit 2006).
Lehre an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (1997-2001) und an der
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (seit 2002).

Der Vortrag: In der klassischen Wirtschaftsethnologie ging es vor allem darum, die
Funktionsweisen „traditioneller“, geldloser Ökonomien zu verstehen. Dem Gebrauch des
modernen Geldes in den untersuchten Gesellschaften wurde weniger Beachtung geschenkt.
Heute haben alle Gesellschaften mehr oder weniger an der Geldwirtschaft teil. Das hat zur
Folge, dass viele Bereiche des Lebens monetarisiert werden, also einer geldlichen
Bewertung unterliegen. Nach einer im Westen weit verbreiteten Auffassung werden die
Folgen der Monetarisierung eher skeptisch beurteilt. Dieser Auffassung zufolge erodiert
Geld solidarische Beziehungen. Auch in vielen außereuropäischen Gesellschaften finden
sich Vorstellungen über „bitteres“, „heißes“ oder „teuflisches“ Geld, das auf
unmoralische Weise verdient wurde oder nur für ganz bestimmte Dinge ausgegeben werden
kann. Diese Vorstellungen wurden von Ethnologen oft als Ausdruck symbolischen Widerstands
gegen das Eindringen des Kapitalismus in lokale, auf Reziprozität beruhende
Tauschwirtschaften gedeutet. Anhand von Beispielen aus Afrika, Lateinamerika, Ozeanien und Südostasien soll diese These
hinterfragt werden.

Die Geldgespräche:

„Über Geld spricht man nicht“ – so haben wir es gelernt. Aber gerade dieses Motto
verhindert, dass wir über das Wesen und die Wirkung des Geldes nachdenken. Dabei wissen
wir doch alle: Geld regiert die Welt. Arbeitsplätze, Kindergärten, Schulen, Renten,
Gesundheitssystem – alle diese politischen Handlungsfelder sind in die „Geldklemme“
geraten – und ein Ausweg ist nicht in Sicht. Daher meinen wir, dass es an der Zeit ist,
über Geld zu reden. Wir müssen verstehen, was Geld ist, wie es genutzt wird, und dass
es auch zum Schaden einer Volkswirtschaft missbraucht werden kann. Wir wollen einen
Diskussionsprozess darüber initiieren, wie ein Geldsystem gestaltet sein muss, damit es
Mensch und Wirtschaft nachhaltig befördert und nicht stranguliert.

Sie sind herzlich eingeladen!

Freier Eintritt

1 Gedanke zu „„Bitteres“, „heißes“ und „teuflisches“ Geld“

  1. Was eigentlich ist Geld?

    Eine Frage mit vielen Definitionen. Die meistverbreitete, Geld sei in seiner Funktion als Tauschmittel, Zahlungsmittel, Wertaufbewahrungsmittel, Wertmaßstab und als Recheneinheit zu sehen, trifft allerdings nicht den Kern der Sache!

    Auch die Auflistung, Geld umfasse „Münzen, Banknoten, Kontogutschriften, Kreditkarten, Schecks, Wechsel, Devisen, Wertpapiere, Gold, aber auch Waren aller Art …“, ist nicht mehr als Unterrichtsstoff!

    Wenn man sich dann mit den Begriffen „M0 (ZBG) = Bargeldausgabe + Mindestreserven, umlaufendes Bargeld, M1, M2, M3, Bankmittel und Geldvermögen“ beschäftigt, wird einem klar, dass die menschliche Kompliziertheit – auch die inhaltsloser Bildungsabschlüsse und die des durch undurchschaubare Methoden möglichen Betruges an ganzen Völkern – nicht nur dazu dient, immer wieder Handlungen zu provozieren, die zu Ungunsten des eigenen Seins ausarten, sondern auch dazu, dass Teile der Gesellschaft es schaffen, einfaches, logisches Denken der Masse zu blockieren, um daraus Vorteile zu erzielen.

    Sonst wüssten wir alle: Geld ist abstrakt, nicht zu greifen und alle stofflichen Mittel dienen dem Ausdruck einer Zeiteinheit unserer Arbeit. Weiter wüssten wir, dass es keine staatlichen Zahlkraftprivilegien in bezug der Auswahl des Stoffes geben dürfte, da sie langfristig immer dem Betrug Vorschub leisten, und dass durch überproportionale Produktionsausdehnung die Benutzer des Geldmittels, das ihnen aufgezwungen worden ist, ihrer Arbeitsleistung beraubt werden.

    Wir würden auch verstehen, dass Karl Marx’ These, wonach eine Stunde Arbeit gleich einer anderen Stunde Arbeit sei, nicht haltbar und leicht zu widerlegen ist.

    Oder haben Sie sich noch nie darüber aufgeregt, dass Ihre Kollegen weniger leisten als Sie selbst?

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