Billstedt: Jeder Vierte braucht Stütze

Keine Überraschung: In den Elbvororten, an der Alster und in den Walddörfern ist der Sozialleistungsbezug eher selten. Anderswo wird die Hilfe öfter in Anspruch genommen.

Ende 2011 haben 224.400 Personen in Hamburg staatliche Sozialleistungen
zur Sicherstellung der laufenden Lebensführung erhalten, das sind
2,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und entspricht 12,5 Prozent aller
Hamburgerinnen und Hamburger (minus 0,3 Prozentpunkte). Zwischen den
Stadtteilen wurden in einer Studie des Statischen Amtes große Unterschiede festgestellt.

Deutlich über dem Hamburger Durchschnitt lag der Anteil der Unterstützten
in einem Gebiet, das sich von Harburg über die Süder- und Norderelbe bis
nach Jenfeld in den Osten der Stadt erstreckt. In den dort gelegenen Stadtteilen
Billstedt, Rothenburgsort/Billbrook, Veddel und Wilhelmsburg lebte
sogar mehr als ein Viertel der Bevölkerung ganz oder teilweise von staatlicher
Unterstützung. Verhältnismäßig viele Empfängerinnen und Empfänger
wurden weiterhin in den Vierteln St. Pauli, Altona-Altstadt, Lurup,
Steilshoop, Dulsberg, dem neu gebildeten Stadtteil Neuallermöhe (Bezirk
Bergedorf) sowie in Hausbruch verzeichnet.

In den Elbvororten im Westen der Stadt sowie im Gebiet Alstertal/
Walddörfer im Norden war der Sozialleistungsbezug dagegen vergleichsweise
gering. Auch in weiten Gebieten der Vier- und Marschlande und in
den Quartieren in der Nähe der Außenalster (wie Eimsbüttel, Eppendorf,
Winterhude, Uhlenhorst) bezogen nur wenige Bürgerinnen und Bürger
staatliche Unterstützung. Dies gilt ebenso für die Stadtteile HafenCity und
Marienthal, die sich dadurch von den umgebenden Stadtteilen unterschieden.

Rückgang in den meisten Stadtteilen
In drei Viertel der Hamburger Stadtteile sank der Sozialleistungsbezug, die
stärksten Rückgänge wurden für Hammerbrook (minus 3,2 Prozentpunkte)
und für Veddel (minus 1,7 Prozentpunkte) verzeichnet. Anteilig mehr Leistungsempfängerinnen
und -empfänger als ein Jahr zuvor lebten dagegenunter anderem in Alsterdorf (plus 1,3 Prozentpunkte) sowie in Rothenburgsort/
Billbrook (plus ein Prozentpunkt). Das Gefälle zwischen Stadtteilen mit
hohem und niedrigem Sozialleistungsbezug blieb jedoch nahezu unverändert.

Kinder unter sieben Jahren bezogen überdurchschnittlich häufig
Sozialleistungen
Kinder unter sieben Jahren waren fast doppelt so häufig auf staatliche
Transferleistungen angewiesen wie die Hamburger Gesamtbevölkerung.
Hamburgweit bezogen 22,9 Prozent aller Mädchen und Jungen dieser
Altersgruppe staatliche Unterstützung. In den Stadtteilen Veddel, Wilhelmsburg,
Jenfeld, Steilshoop und Billstedt lebte fast jedes zweite Kind ganz
oder teilweise von Sozialleistungen. In Rothenburgsort/Billbrook lag die
Quote sogar bei knapp 52 Prozent.

Vergleichsweise wenige Kinder, die auf eine staatliche Unterstützung angewiesen
waren, waren vor allem für die HafenCity und für die Elbvororte zu
verzeichnen. Auch im Raum Walddörfer/Alstertal sowie in einigen Stadtteilen
der Vier- und Marschlande lebten nur wenige Mädchen und Jungen
unter sieben Jahren von staatlichen Sozialleistungen. Niedrige Quoten gab
es außerdem in Rotherbaum, St. Georg, Eimsbüttel, Niendorf, Ohlsdorf sowie
in Marienthal und in Rönneburg/Neuland/Gut Moor.

Gegenüber dem Vorjahr verringerte sich der Anteil der von Sozialleistungen
lebenden Kinder unter sieben Jahren in Hamburg um 1,6 Prozentpunkte. In
über drei Viertel der Stadtteile nahm die Quote ab. Den stärksten Rückgang
gab es in der Neustadt (minus 6,8 Prozentpunkte). Besonders hohe Zuwächse
wurden dagegen in Curslack (plus 5,6 Prozentpunkte) und in
Rothenburgsort/Billbrook (plus vier Prozentpunkte) verzeichnet.

Insgesamt sank die Zahl der Kinder unter sieben Jahren, die ganz oder
teilweise von staatlichen Sozialleistungen zur Sicherstellung der laufenden
Lebensführung leben, zwischen 2010 und 2011 um 5,8 Prozent auf 25 700.
Anteil der von Sozialleistungen abhängigen Senioren weiter gestiegen
Im Vergleich zum Vorjahr waren Ende 2011 mehr Frauen und Männer im
Alter von 65 und mehr Jahren auf Transferleistungen zur Armutsbekämpfung
angewiesen. Die Zahl der unterstützten älteren Menschen stieg
um 6,7 Prozent auf 19 800, der Anteil an der gleichaltrigen Bevölkerung
erhöhte sich um 0,4 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent. Dennoch wies diese
Gruppe damit wie im Vorjahr die geringste Quote aller Altersgruppen auf.
Neben der HafenCity, in der niemand dieser Altersklasse Sozialleistungen
bezog, wurden im Raum Walddörfer/Alstertal die niedrigsten Anteile an
Hilfebezieherinnen und -bezieher (unter drei Prozent) registriert. Auch in
den meisten Stadtteilen der Vier- und Marschlande sowie in den Elbvororten
lebten wenige Seniorinnen und Senioren von Transferleistungen.

Demgegenüber waren in einem Gebiet, das sich vom Stadtteil Altona-
Altstadt ostwärts über die Innenstadt bis nach Jenfeld erstreckt, alte
Menschen besonders häufig auf Unterstützung angewiesen. Am höchsten
war die Hilfequote mit 21,7 Prozent in St. Pauli.

Zusammenführung von Ergebnissen mehrerer Statistiken ermöglicht
eine Gesamtschau des Sozialleistungsbezuges auf Stadtteilebene
Zu den Empfängerinnen und Empfängern von „Sozialleistungen zur Sicherstellung
der laufenden Lebensführung“ werden hier diejenigen gezählt, die
entweder Arbeitslosengeld II, Sozialgeld („Hartz IV“), Grundsicherung im
Alter und bei Erwerbsminderung, laufende Sozialhilfe zum Lebensunterhalt
außerhalb von Einrichtungen oder Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz
erhielten.

Die vorliegenden Ergebnisse basieren
auf der Zusammenfassung der Ergebnisse dieser verschiedenen Sozialleistungsstatistiken
auf Stadtteilebene. Dabei wurde nach sechs Alterskategorien
unterschieden (siehe Tabelle). Die Zahlen der Empfängerinnen
und Empfänger von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld wurden durch eine
Sonderauswertung vom Statistikamt Nord ermittelt, indem die Wohnadresse
den Stadtteilen zugeordnet wurde. Die dafür erforderlichen pseudonymisierten
Einzeldaten über die Bezieherinnen und Bezieher von Grundsicherung
für Arbeitssuchende nach SGB II erhielt das Statistikamt Nord von der
Bundesagentur für Arbeit gemäß § 53 Abs. 5 SGB II.

In den im Statistikamt Nord geführten Erhebungen zu den Empfängerinnen
und Empfängern von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von
Einrichtungen, von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung und
von Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz wird der
Wohnstadtteil dagegen explizit erfasst und konnte direkt ausgewertet werden.
Einige aneinandergrenzende Stadtteile wurden aufgrund der geringen Zahl
von Hilfeempfängerinnen und -empfängern zusammengefasst, um die statistische
Geheimhaltung zu gewährleisten. Dies betraf insbesondere die
Stadtteile mit einer geringen Bevölkerungszahl in der Umgebung des
Hafens, im Süden Hamburgs (Rönneburg/Neuland/Gut Moor) und in den
Vier- und Marschlanden.

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