Der Trink-Rapid-Schuppen „Lehmitz“ (zwischen Spielhalle und Ex-Café Keese) soll möglicherweise einem Penny-Markt weichen, berichtet das Abendblatt und lässt Mitte-Bezirkschef Schreiber lautstark darüber jammern: Ein weiterer Discounter „wäre eine Katastrophe“ für Hamburg, sagte Bezirkschef Markus Schreiber dem Abendblatt. „St. Pauli wäre kaputt, und Hamburg würde seinen einzigartigen Ruf gefährden.“
Eigentümer des Lehmitz ist Burim Osmani, dem auch das direkt dahinter liegende Grundstück an der Seilerstraße gehört. Hier befand sich früher das eingeschossige Gebäude des Ausrüsters „Strumpf-Lenders“, das Osmani abreißen ließ, um hier ein hohes neues Wohnhaus zu errichten. Da der Bauausschuss – entgegen dem gültigen B-Plan – bereits für die Bebauung auf dem Nachbargrundstück einer Überschreitung der zulässigen Höhe zugestimmt hatte, wäre mit dem Osmani-Gebäude der gesamte erste Block der Simon-von-Utrecht-Straße in erheblicher Höhe abgeriegelt worden. Die Verhaftung Osmanis verhinderte die Bebauung zunächst einmal.
Laut Abendblatt planen Schreiber und die Bezirkspolitiker, notfalls das Recht zu ändern, um den Discounter auf der Reeperbahn zu verhindern. Nach deren Einschätzung würde der Laden sich bei den Kiez-üblichen Mieten nur rechnen, wenn die sogenannte „Reeperbahnregelung“ griffe, nach der Einzelhändler auf dem Kiez rund um die Uhr geöffnet haben dürfen. Diese Regelung wolle man notfalls streichen, berichtet das Abendblatt.
Das Recht dem politischen Willen anzupassen, riecht nach Willkür. Eigentlich müsste es auch anders gehen: Wenn das Lehmitz heute Gaststätte ist und morgen ein Lebensmittelmarkt, so dürfte dies eine genehmigungspflichtige Umnutzung sein. Damit könnte das Bezirksamt dann Parkplätze entsprechend der Bauordnung fordern. Das dürfte genau so teuer werden wie der Verzicht auf die „Reeperbahnregelung“.
Bleibt die Frage, warum man eigentlich keinen Lebensmittelmarkt auf der Meile will? Gerade die Mischung zwischen Halb-, Unter- und Arme-Leute-Welt macht den Kiez doch für die Touristen aus dem Umland so interessant. Das Geld an den Wochenenden bringen die Leute aus Buxtehude und aus Pinneberg, die rechtzeitig vor der Sportschau noch am Jägerzaun den Gehweg harken, dann in die Badewanne steigen und mit Mutti auf den Kiez fahren. Da benimmt lässt der Vorstädter dann mit zunehmender Alkoholisierung vermehr die Sau ‚raus, pinkelt zum Abschied in den Kellereingang eines anliegenden Mietshauses und lässt Mutti den Audi zurück in den heimischen Carport steuern. Ob den nun wirklich ein Penny-Markt stört?
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