Weitgehende Einigkeit in der Bürgerschaft: Die Betreuung von Hilfsbedürftigen in Hamburg soll verbessert werden. Steigendes Lebensalter, mehr psychische Erkrankungen und die immer noch stärker zerbröselnden Familienstrukturen erschweren die Situation.
SPD-Sozialexperte Dirk Kienscherf hat sich in der Bürgerschaft für Verbesserungen bei der Betreuung von Hilfsbedürftigen in Hamburg ausgesprochen. „In Hamburg ist die Zahl der Betreuungen im Zeitraum von 2002 bis 2004 um fast ein Viertel auf 22.000 angestiegen. Bei den Betreuungskosten gab es eine Zunahme von 12- auf 16 Millionen Euro. Und der Anstieg wird sich auch aufgrund der demographischen Entwicklung fortsetzen“, sagte Kienscherf in der Debatte über den SPD-Antrag „Menschliche Metropole Hamburg – Betreuungsrecht: Transparenz schaffen und Qualität fördern“.
Neben der demographischen Entwicklung würden die wachsende Zahl psychischer Erkrankungen und der Rückgang klassischer Familienstrukturen die Situation von zu betreuenden Menschen weiter erschweren. „Deshalb sollten wir jetzt handeln“, sagte Kienscherf, dessen Initiative gestern von der CDU-Bürgerschaftsfraktion positiv aufgenommen worden war.
Nicht immer handelten Berufsbetreuer im Sinne der hilfsbedürftigen Menschen. Oft fehle es an Verständnis, Zeit aber auch an Zuwendung. Kienscherf nannte den Fall einer 40-jährigen psychisch kranken Mutter, die trotz gesetzlicher Betreuung qualvoll in ihrer Wohnung in Hamburg verhungerte, nach dem das Sozialamt die finanzielle Unterstützung eingestellt hatte.
Der Senat habe es bisher versäumt, seinen Teil zur Verbesserung der Lage beizutragen. So habe die Sozialbehörde Informationen über Struktur und Qualität der Betreuungen in Hamburg auch auf Nachfrage nicht vorlegen können. Es gebe ferner keine Aussagen über die Entwicklung der beruflichen- oder ehrenamtlichen Betreuung sowie über die Betreuung durch Vereine. Auch Qualität und Qualitätssicherung sowie die Zahl der Beschwerden könne der Senat nichts sagen.
Kienschef begrüßte ausdrücklich die Bereitschaft der CDU-Bürgerschaftsfraktion, eine Expertenanhörung im Sozialausschuss zu unterstützen. Es müsse darum gehen, mehr über Vollmachten und Betreuungsverfügungen zu informieren. Die Betreuungsvereine bräuchten auch finanziell mehr Unterstützung. Die Zuschüsse an Betreuungsvereine seien aber trotz der absehbaren Entwicklung in Höhe von 829.000 Euro eingefroren. „Zwei Mitarbeiter für 900 Betreuer – das reicht nicht“, sagte der SPD-Sozialexperte.
Zentrales Anliegen der SPD sei es, gemeinsam mit Fraktionen und Senat die Betreuung weiterzuentwickeln. „Die Zusammenarbeit ist uns beim Thema „Vernachlässigte Kinder“ gelungen. Sie kann auch hier gelingen.“ Persönliche Betreuung statt Entrechtung hilfsbedürftiger Mitmenschen sei „lohnendes Ziel für eine Menschliche Metropole“, schloss Kienscherf.