Berggruen sagt Auftritt in Hamburg ab

Der Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen hat seinen Auftritt als Referent bei der Körber Stiftung in Hamburg kurzfristig abgesagt, nachdem ver.di angekündigt hatte, ihm dort unbequeme Fragen zu stellen.

Für Montag, den 3. Juni war Nicolas Berggruen als Referent zum Thema „Intelligente Führung in Europa“ in die Körber Stiftung eingeladen. Für die Gewerkschaft ver.di ein geeigneter Zeitpunkt, um den Karstadt-Eigner mit den Fragen der Beschäftigten zu konfrontieren. Immerhin hatte Berggruen den Beschäftigten noch vor 22 Monaten versprochen, dass für sie die Zeit der Einschränkungen vorbei sei. Diesen großen Worten ist leider bis heute wenig gefolgt, eher lässt sich das Gegenteil feststellen: die Beschäftigten der Gastronomie wurden erst vor wenigen Monaten in einen eigenes Unternehmen mit schlechterer Tarifbezahlung ausgelagert, das Gardinenatelier in der Mönckebergstraße wurde geschlossen, und der Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen bundesweit ist gerade erst verkündet. Letzter trauriger Höhepunkt war die Verkündung der Geschäftsleitung, dass Karstadt jetzt aus dem Tarifvertrag austritt, so dass für die Beschäftigten künftig die tarifvertraglichen Erhöhungen und Regelungen nicht mehr gelten.
Zu diesen Themen wollten die Beschäftigten der Hamburger Karstadt-Häuser gemeinsam mit ver.di am Montag in die Diskussion mit Karstadt Eigner einsteigen. Daraus wird jetzt nichts, da die Körber Stiftung die Veranstaltung für Montag abgesagt hat.

Arno Peukes, ver.di Fachbereichsleiter Handel Hamburg dazu: „Auch wenn bislang keine Gründe für die Absage publik geworden sind, liegt für uns der Verdacht nahe, dass Herr Berggruen die Konfrontation mit den Beschäftigten scheut. Wir bedauern das, weil neben den Hamburger Beschäftigten auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern ihren Besuch angesagt hatten. Es gibt nämlich von Seiten der Beschäftigten viele Fragen, auf die es endlich eine klare Antwort Berggruens geben müsste. Zum Beispiel die, wann er endlich das macht, was ein Investor machen sollte: investieren.“

Die Gewerkschaft ver.di erwartet, dass Berggruen sein Engagement jetzt auf Karstadt und auf die Einhaltung seiner Versprechungen gegenüber den Beschäftigten fokussiert. „Bevor Herr Berggruen sich als Berater von Staatsregierungen und Politikern in Europa zum Thema Bekämpfung der Jugenderwerbslosigkeit aufmacht, sollte er erst einmal im eigenen Unternehmen zeigen, dass er seine Versprechungen einhält und verhindert, dass die Beschäftigten weiterhin das Missmanagement der Geschäftsführung ausbaden müssen. Das wäre tatsächlich praktizierte intelligente Führung“, so Peukes.

ver.di erwartet von Karstadt die sofortige Rückkehr in die Tarifbindung. „Die Stimmung unter den Hamburger Beschäftigten ist eindeutig: wenn Karstadt diese Fehlentscheidung nicht zurücknimmt, werden die Beschäftigten ab sofort mit Tarif- und Protestaktionen reagieren.“

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