Seit kurzem bietet die Deutsche Bahn AG auf ihrem Immobilienportal im Internet (www.bahn-liegenschaften.de) das Empfangsgebäude und die Güterhalle des Bahnhofs Rahlstedt zum Verkauf an. Mit der Zuschüttung des mittleren Bahnsteigzugangs vor bald zwei Jahren hatte das Empfangsgebäude seine Funktion verloren und ist seitdem verschlossen. Mittlerweile stellt es sich mehr und mehr als Schandfleck im Ortskern Rahlstedt dar.
„Eine Neuentwicklung des Bahnhofsareals als Herzstück Rahlstedts ist dringend notwendig und für die Stärkung und Aufwertung des Ortskerns ein wesentlicher Baustein. Sie muss aber der Bedeutung des Bahnhofsareals gerecht werden und nach Möglichkeit die historischen Gebäude integrieren. Hierfür ist aus unserer Sicht ein städtebaulicher Ideenwettbewerb unabdingbar. Wir wollen keine 08/15-Lösung“, sagt Ole Buschhüter, Rahlstedter SPD-Bezirksabgeordneter.
Bereits vor drei Jahren hatte das Bezirksamt unter Beteiligung der Öffentlichkeit einen städtebaulichen Rahmenplan für den Ortskern Rahlstedt erarbeiten lassen, in dem die Entwicklung des Bahnhofsareals eine zentrale Rolle spielt. Darin wird als Perspektive aufgezeigt, das historische Bahnhofsgebäude soweit möglich zu erhalten und umzunutzen. Zusammen mit Anbauten und einer modernen Platzrandbebebauung sollten so neue Räume für
Stadtteilkultur, Freizeitnutzungen, Dienstleistung und Einzelhandel entstehen. Doch in ihrem Exposé zum Bahnhofsverkauf gibt die Bahn an, dass wegen der geplanten Streckenerweiterung die vorhandenen Gebäude abgerissen werden sollen und ein Geländestreifen von Bebauung freigehalten werden muss.
Die Pläne der Bahn stehen insoweit im Widerspruch zum städtebaulichen Rahmenplan.
Die SPD-Fraktion hält einen Abriss der Gebäude für den Streckenausbau dagegen nicht für notwendig: „Warum soll die Streckenerweiterung ausgerechnet auf der Seite erfolgen, wo die Gebäude stehen, während auf der anderen Seite der Bahn seit Jahrzehnten Platz für den Bau von zwei weiteren Gleisen frei gehalten wird? Es wäre doch unsinnig, diese anderweitig kaum
nutzbare Fläche unangetastet zu lassen und stattdessen die historischen Bahnhofsgebäude für die Bahnerweiterung zu opfern“, sagt Buschhüter. Dafür, dass das dritte Gleis dort und nicht auf der anderen Seite verlaufen soll, wurde bislang auch keine schlüssige Begründung geliefert.
Im letzten Jahr hatte die Bezirksversammlung deshalb einstimmig einen Antrag der SPD-Fraktion beschlossen, in dem sie die Bahn auffordert, den Bau zusätzlicher Gleise ausschließlich auf der unbebauten Bahnhofsseite vorzusehen. In ihrer Stellungnahme dazu gibt die Bahn zu, dass für den vorgesehenen Ausbau erst noch verschiedene Varianten untersucht würden. „Möglicherweise müssen dieser Geländestreifen also gar nicht in Anspruch
genommen und alle Gebäude abgerissen werden. Wir brauchen deshalb schnellstmöglich Klarheit über Art und Umfang des vorgesehenen Ausbaus“, sagt Buschhüter.
Vorgesehen ist entweder der Bau eines dritten Gleises oder, wie es der Chef der S-Bahn Hamburg erst kürzlich wieder ins Gespräch gebracht hatte und wie es von der Bezirksversammlung gefordert wird, der Bau einer separaten, zweigleisigen S-Bahn-Strecke.