In Deutschland gehen immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vorzeitig in Rente – trotz finanzieller Einbußen. Der Durchschnittsrentner erreicht nach den Abschlägen nur noch eine Rente von 810 Euro monatlich.
Knapp die Hälfte der neuen Rentner bekommt ein reduziertes Ruhegeld ausgezahlt, weil sie die Regelaltersgrenze von 65 Jahren nicht erreichen. Im Schnitt beliefen sich bei der Altersrente 2011 die Abschläge auf 109 Euro monatlich – der Gegenwert von 36 Abschlagsmonaten. In 23 von 39 ausgewählten Berufsgruppen habe der Anteil der neuen Ruheständler mit gekürzten Ruhegeldern sogar bei mehr als 60 Prozent gelegen, heißt es in Medienberichten. Krankenpfleger, Erzieher und Arbeitnehmer im Dienstleistungssektor seien besonders betroffen. Nicht berücksichtigt sind in dieser Statistik diejenigen, die Renten wegen verminderter Erwerbstätigkeit erhalten.
Dem Deutschen Gewerkschaftsbund Nord (DGB Nord) liegen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern vor.
Demnach gingen 2011 neu in Altersrente:
23.519 Personen in Schleswig-Holstein
12.957 Personen in Hamburg
11.969 Personen in Mecklenburg-Vorpommern.
„Knapp die Hälfte der Arbeitnehmer müssen Abschläge in Kauf nehmen, weil sie ihre Arbeit vorzeitig aufgeben müssen. Damit verstärken sich die Tendenzen der Altersarmut in Deutschland, denn schon jetzt erreicht der Durchschnittsrentner nach den Abschlägen und Versicherungsbeiträgen nur eine Rente von 810 Euro monatlich“, so Uwe Polkaehn, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB Nord): „Diese Zahlen sind eine Quittung an Arbeitgeber, die ihre Beschäftigten auspressen wie eine Zitrone und danach die Rentenkassen den Rest erledigen lassen. Wer Erwerbstätige länger halten will, muss dafür sorgen, dass die Jüngeren nicht vorzeitig verheizt und die Älteren ihren Befähigungen entsprechend eingesetzt werden.
Ein humaner Takt der Arbeit, verbesserte Gesundheitsförderung, altersgerechte Arbeitsplätze und Arbeitszeiten sowie lebenslange und altersadäquate Weiterbildung sollten zum Instrumentenkasten eines gut geführten Unternehmens gehören. Doch leider denken viel zu viele Unternehmer immer noch ausschließlich an ihren privaten Vorteil. Die Arbeit muss neu geordnet und die Arbeitswelt dringend humanisiert werden. Das haben auch die jüngsten Zahlen zu den gestiegenen gesundheitlichen Belastungen in den Betrieben klar gezeigt. Vor diesem Hintergrund ist auch die Rente mit 67 ein Irrweg.“