Ausbildungsplätze: Über ein Drittel nur mit Abitur

Schulsenator Ties Rabe stellt Ausbildungsreport 2012/13 vor. Mit 14.148 neuen Ausbildungsplätzen zeigte sich der Hamburger Ausbildungsmarkt im Ausbildungsjahr 2012/13 außerordentlich stabil.

Der gegenüber dem Vorjahr geringfügige Rückgang um 264 Ausbildungsplätze (-1,8 Prozent) ist im bundesweiten Vergleich das zweitbeste Ergebnis aller Bundesländer (-3,2 Prozent). Das zeigt der jetzt von Schulsenator Ties Rabe vorgestellte Ausbildungsreport für das Ausbildungsjahr 2012/13. Rabe: „Anders als in anderen Bundesländern stellt der Hamburger Ausbildungsmarkt hohe Anforderungen an die Schulbildung: Mit 37,7 Prozent erfordern außerordentlich viele Hamburger Ausbildungsplätze das Abitur. Hamburg bleibt zudem das Ausbildungszentrum für ganz Norddeutschland. Wie bisher zieht die Hansestadt mit 42,0 Prozent (Vorjahr 42,4 Prozent) sehr viele Auszubildende aus anderen Bundesländern an.“

Höchster Anteil von Ausbildungsstartern mit Abitur in allen Bundesländern

Hamburgs Ausbildungsmarkt weist mit 37,7 Prozent den höchsten Anteil von Ausbildungsstarterinnen und -startern mit Abitur in allen Bundesländern auf. Im Bundesdurchschnitt haben lediglich 23,1 Prozent aller Ausbildungsanfängerinnen und –anfänger das Abitur. Der hohe Anteil von Abiturientinnen und Abiturienten unter den Auszubildenden liegt unter anderem an zahlreichen besonders anspruchsvollen Ausbildungsplätzen in Hamburg als Dienstleistungsmetropole des Nordens. So verzeichnet der Hamburger Ausbildungsmarkt trotz der traditionell hohen Ausbildungsquote im Handwerk ein starkes Übergewicht an Ausbildungsplätzen aus dem Bereich der Handelskammer. In deren Zuständigkeitsbereich wurden 9.906 neue Ausbildungsverträge registriert, ein Anteil von 70 Prozent, deutlich mehr als in anderen Bundesländern. Auf den Plätzen zwei und drei folgen das Hamburger Handwerk mit 2.682 Neuverträgen (19 Prozent) und die Freien Berufe mit 1.128 neuen Ausbildungsverträgen (8 Prozent).

Meistgewählte Ausbildungsplätze

Besonders viele Ausbildungsplätze gibt es in Hamburg in den kaufmännischen Berufen. So wurden im Ausbildungsjahr 2012/13 831 Ausbildungsverträge für Kaufleute im Einzelhandel, 714 Ausbildungsverträge für Kaufleute im Groß- und Außenhandel und 594 Ausbildungsverträge für Verkäuferinnen und Verkäufer neu abgeschlossen. Ebenfalls besonders viele Ausbildungsplätze verzeichnen die Berufe Fachinformatiker/in (387), medizinische (363) und zahnmedizinische (315) Fachangestellte/r, Kraftfahrzeugmechatroniker/in (357), Friseur/in (348) und Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (279).

Trend zu anspruchsvollen Ausbildungsplätzen

Der Trend zu anspruchsvollen Ausbildungsplätzen zeigt sich nicht nur im Dienstleistungsbereich, beispielsweise bei Banken und Versicherungen, sondern auch im Handwerk. Der Anteil von Abiturientinnen und Abiturienten unter den neuen Auszubildenden im Hamburger Handwerk stieg 2012 auf einen Rekordwert von 15 Prozent. Schulsenator Rabe konnte sich in diesem Zusammenhang im Rahmen des Tages des Handwerks zusammen mit Handwerkskammerpräsident Josef Katzer von der hochwertigen Ausbildung im Hamburger Handwerk überzeugen. Rabe: „Nicht nur im Bereich der Handelskammer, auch im Hamburger Handwerk entstehen immer mehr hochwertige Ausbildungsplätze, die das Abitur erfordern. Diese Entwicklung erklärt, warum immer mehr junge Menschen das Abitur anstreben: Gerade auf dem hochwertigen Hamburger Ausbildungsmarkt eröffnet das Abitur die besten Chancen für einen guten Ausbildungsplatz.“

42 Prozent Ausbildungsanfänger aus anderen Bundesländern

Der Anteil von Ausbildungsanfängerinnen und -anfängern aus anderen Bundesländern ist mit 42,0 Prozent (Vorjahr: 42,4 Prozent) unverändert hoch, was angesichts der in vielen Bundesländern rückläufigen Schulabgangszahlen nicht unbedingt zu erwarten war. Den größten Anteil stellen nach den Auszubildenden aus Hamburg (58 Prozent) die Auszubildenden aus Schleswig-Holstein (17 Prozent) und Niedersachsen (15 Prozent). Ties Rabe: „Der ungebrochene Zustrom junger Menschen aus ganz Deutschland belegt die große Anziehungskraft des Hamburger Ausbildungsmarkts. Hamburg bietet viele Ausbildungsplätze in zahlreichen attraktiven Ausbildungsberufen sowie eine hervorragende Berufsausbildung in den Betrieben und an den beruflichen Schulen. Beide Aspekte zusammen sind Garant für einen guten Start ins Berufsleben.“

Gute Chancen für Hamburger Schüler mit Real- oder Hauptschulabschluss

Während Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Bundesländern überwiegend in hochwertige Ausbildungsberufe drängen und hier mit einem Anteil von 54 Prozent unter den Bewerbern mit Abitur deutlich überrepräsentiert sind, bietet der Hamburger Ausbildungsmarkt gerade für Hamburger Schülerinnen und Schüler mit Real- oder Hauptschulabschluss zunehmend bessere Chancen. So stieg die Zahl der Ausbildungsverträge für Hamburger Schülerinnen und Schüler mit Hauptschulabschluss von 2.245 (2011) auf 2.410 (2012) und liegt damit erheblich über der Zahl der Ausbildungsplätze für Hauptschülerinnen und -schüler aus anderen Bundesländern (2011: 872 Ausbildungsverträge, 2012: 851 Ausbildungsverträge).

Steigende Übergangsquote von der Schule direkt in den Beruf

Die Behörde für Schule und Berufsbildung hat zahlreiche Reformen eingeleitet, um Hamburger Jugendlichen den Übergang von der Schule in das Berufsleben zu erleichtern. Schulsenator Rabe: „Nur 25 Prozent der Schulabgänger ohne Abitur haben direkt nach dem Schulabschluss im Sommer 2012 eine Ausbildung begonnen. Diese Übergangsquote wollen wir energisch verbessern. Unsere Bemühungen hatten bereits im letzten Jahr Erfolg: Nach dem Schulabschluss konnten wir die Übergangsquote dank der Anstrengungen von Arbeitsagentur, Jobcenter sowie Schul- und Sozialbehörde um 50 Prozent auf 38 Prozent steigern. Das zeigt, was möglich ist.“

Schon während der Schulzeit Vorbereitung auf Übergang in die beruflichen Ausbildungen

Mit mehreren Maßnahmen soll die Übergangsquote verbessert werden. So sollen sich Jugendliche künftig bereits während der Schulzeit auf den Übergang in die beruflichen Ausbildungen vorbereiten. Ein entsprechendes Konzept der Schulbehörde zur Berufs- und Studienorientierung in den Klassenstufen 8 bis 10 wird zurzeit an den Stadtteilschulen erprobt und ab dem kommenden Schuljahr 2014/15 verbindlich umgesetzt.

Regionalstellen der Jugendberufsagentur als Ansprechpartner für Jugendliche

Darüber hinaus sind in jedem Bezirk Regionalstellen der Jugendberufsagentur vorgesehen, in denen die Beratungsinstanzen der Arbeitsagentur, des Jobcenters, der Schulbehörde und der Bezirksämter unter einem Dach zusammengefasst sind. Die neuen Jugendberufsagenturen ersparen die umständliche Suche nach den richtigen Ansprechpartnern und gewährleisten, dass kein junger Mensch zwischen den Behörden „verloren geht“ und den Anschluss verpasst. Die landesweit tätige – in der Bundesrepublik einzigartige – Jugendberufsagentur ist bereits in fünf Bezirken etabliert. In wenigen Wochen werden die noch fehlenden Regionalstellen in Wandsbek und Bergedorf eröffnet.

Übergangsmaßnahmen an beruflichen Schulen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz

Drittes Element bei der Verbesserung des Übergangs von der Schule in die Ausbildung ist die Reform der Übergangsmaßnahmen an den beruflichen Schulen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz. Die Schulbehörde setzt mit den neuen Angeboten „Berufsqualifizierung (BQ)“ und „Ausbildungsvorbereitung (AV-Dual)“ auf gezielte Maßnahmen mit umfangreichen Praktika in den Betrieben. So lernen die jungen Menschen von Anfang an die betriebliche Realität kennen, bekommen eine klarere Vorstellung von ihren beruflichen Möglichkeiten und knüpfen Kontakte zu Ausbildungsbetrieben. Aufgrund dieser Angebotsverschiebung nahm die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den auslaufenden Übergangsangeboten der teilqualifizierenden Berufsfachschule um 542 ab, während in den neuen Angeboten mit Praxisanteilen die Zahlen anstiegen (AV-Dual + 339 Schüler, Berufsqualifizierung BQ + 73). Senator Rabe: „Wir wollen, dass möglichst viele junge Menschen zügig eine vollqualifizierende Berufsausbildung beginnen und nicht wie bisher planlos Maßnahmen des Übergangssystems besuchen.“

Deutlich mehr Ausbildungsplätze an den staatlichen Hamburger Fachschulen

Darüber hinaus hat die Schulbehörde weitere Anstrengungen unternommen, um junge Menschen auszubilden. So wurde die Zahl der Ausbildungsplätze an den staatlichen Hamburger Fachschulen deutlich erhöht. Im Schuljahr 2012/13 begannen 926 Fachschülerinnen und Fachschüler ihre Ausbildung zum Erzieher oder zur Erzieherin sowie 536 Schülerinnen und Schüler ihre Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz. Insgesamt wurden in Hamburg im Berichtsjahr an staatlichen Fachschulen für Sozialpädagogik 2.262 Erzieherinnen und Erzieher in Vollzeit oder berufsbegleitend ausgebildet. Das entspricht einem Zuwachs seit 2008 um 34 Prozent. Senator Rabe: „Diese erfreuliche Entwicklung zeigt, dass die von uns eingeleiteten Verbesserungen der beruflichen Qualifizierung zur sozialpädagogischen Assistenz und zu Erzieherinnen bzw. Erziehern wirken. Wir wollen die Zahl der jährlich ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher von bislang durchschnittlich 550 auf durchschnittlich 850 deutlich erhöhen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum erheblichen Ausbau der Betreuungsangebote an Kindertagesstätten und Schulen.“

Stellungnahme Landesausschuss für Berufsbildung (LAB) zum Ausbildungsreport

Der Landesausschuss für Berufsbildung (LAB), der entsprechend seinem gesetzlichen Auftrag den Senat in Angelegenheiten der Berufsbildung berät, hat auch in diesem Jahr einstimmig eine positive Stellungnahme zum Report abgegeben. Diese ist dem Report beigefügt. Das Gremium hebt darin hervor, dass die landesweite Einrichtung der Jugendberufsagentur in Hamburg eine richtige Entscheidung gewesen ist, um möglichst alle Jugendlichen in Hamburg zu erreichen und ihnen bei Bedarf eine individuelle und gezielte Beratung zukommen zu lassen.

Als berufsbildungspolitisches Schwerpunktthema enthält der Ausbildungsreport 2013 entsprechend der Bitte des LAB einen Bericht über das wichtige Themenfeld „Inklusion in der beruflichen Bildung“ (ab S. 57). Weitere Themen des Reports sind u.a.:

· Erfahrungen nach einem Jahr zum neuen Verfahrensrecht zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen (ab Seite 81)
· Vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen (ab Seite 88)
· Gewinnung von Studienabbrecherinnen und -abbrechern für die Berufsausbildung (ab Seite 97).

Das Dokument als Download finden Sie unter: www.hamburg.de/bsb/bsb-publikationen.

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