„Bravo, Frau Dinges-Dierig! Unterschreiben Sie bei uns!“ – so reagiert die Volksinitiative „Eine Schule für Alle“ auf Äußerungen der Senatorin. Sie hatte in einem Interview gegen den eigenen CDU-Vorschlag des „Zwei-Säulen-Modells“ argumentiert.
Die Volksinitiative „Eine Schule für Alle“ begrüßt die jüngste Einsicht von Schulsenatorin Dinges-Dierig. Diese hatte im Interview mit der Zeitung „Die Welt“ vom 15.12. wörtlich erklärt: „Ob ein Schüler auf die Stadtteilschule oder das Gymnasium geht, hat nichts mit Begabung zu tun.“ Damit hat sie sich den Haupteinwand der Befürworter einer Schule für Alle gegen das Zwei-Säulen-Modell und die Trennung in Schulformen zu eigen gemacht.
Dazu erklärt die Sprecherin der Volksinitiative, Karen Medrow-Struss: „Genau das sagen wir auch. Es geht beim CDU-Modell gar nicht um tatsächliche Begabungen, sondern um soziale Privilegien und ein überkommenes Menschenbild. Bisher hat die CDU stets gebetsmühlenartig erklärt, es gäbe nun mal einerseits praktische und andererseits wissenschaftlich begabte
Kinder – vor nicht langer Zeit hieß es noch viel schlichter „schlaue“ und „dumme“ – und deshalb brauche man zwei oder mehr verschiedene Schulformen. Doch in der Pädagogik ist dieses Menschenbild schon lange überholt. Wir wissen längst, dass alle Kinder verschiedene, einzigartige Begabungen haben, aber dass es gewiss nicht einige wenige Begabungstypen gibt, nach denen man die Kinder einfach in Schubladen sortieren kann.“
Und nun erkläre die Senatorin von der CDU, dass sie an diese Legende selbst gar nicht glaube.
Medrow-Struss: „Natürlich weiß auch sie ganz genau, was uns die jüngste PISA-Studie wieder bestätigt hat: Die Verteilung der Kinder auf die Schulformen geschieht viel mehr nach sozialer Herkunft, als nach Begabung oder Leistung. Das muss sich endlich ändern! Deshalb seien sie konsequent, Frau Senatorin: Unterschreiben Sie bei uns für Eine Schule für alle!“
Die jüngsten Äußerungen von Handelskammer-Präses Dreyer und anderen gegen die Gemeinschaftsschule weist die Initiative hingegen entschieden zurück. Medrow-Struss:
„Erstens sollte die überparteiliche Kammer nicht einfach das ideologische Kampfvokabular der CDU übernehmen: Wir wollen keine „Einheitsschule“, sondern eine gemeinsame Schule mit individueller Förderung. Und zweitens ist Dreyers Behauptung völlig unbegründet, die Gemeinschaftsschule schade dem Niveau der Berufsausbildung. Das ist wirklich leeres ideologisches Gerede.“
Das Gegenteil sei der Fall: „Die Gemeinschaftsschule wird gerade dafür sorgen, dass auch die Kinder aus den ärmeren und bildungsferneren Familien eine gute Bildung bekommen, und damit eine solide Grundlage für eine berufliche Ausbildung – anders als das so genannte Zwei-Säulen-Modell, das absehbar Zwei-Klassen-Bildung produzieren wird.“
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