Hamburg ist ein internationaler Atomumschlagplatz: Fast jeden zweiten Tag passiert ein Transport mit Brennelementen und anderem stark radioaktivem Material das Stadtgebiet Das geht aus den Antworten auf eine Große Anfrage der Fraktion DIE LINKE zu Atom-Transporten durch Hamburg (Dr. 19/3011) hervor.
Die absoluten Zahlen und Wachstumsraten sind dramatisch hoch. Ob die Transporte auch durch Wohngebiete führen bleibt offen weil die genauen Routen als Verschlusssache gelten, spezielle Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Bevölkerung gibt es jedenfalls nicht und.
Mehr als 400 Transporte haben seit 2004 stattgefunden. Allein bis Anfang Mai diesen Jahres fanden über 60 Transporte von Kernbrennelementen statt. Das ist eine Zunahme von über 55 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 2008. Darunter auch das extrem gefährliche Uranhexafluorid (UF6), das sich bei Kontakt mit Wasser in hochgiftige Flusssäure umwandelt.
„Dieses Jahr ging bisher an fast jedem zweiten Tag einen Atom-Transport durch Hamburg – und das unter Schwarz-Grün. Mitten im Bundestagswahljahr lassen die Atomkonzerne anscheinend alle Hemmungen fallen. Vattenfall will Krümmel hochfahren und das Hamburger Stadtgebiet verkommt zur Transitstrecke für den Wahnsinn der Atomwirtschaft. Wir fordern: Schluss mit allen Atom-Transporten“, empört sich die umweltpolitische Sprecherin Dora Heyenn.
Die Transporte gingen nach Deutschland, Schweden, Frankreich, USA und selbst bis nach Korea. Auch das nahe gelegene Brokdorf und der Schrottreaktor in Forsmark, der mit einem Störfall 2006 nur knapp an einem GAU vorbeischrammte, wurden über Hamburg versorgt.
„Der Hamburger Hafen ist eine Drehscheibe zur Versorgung der deutschen und internationalen Atomanlagen. Von Uranoxid über das extrem giftige Uranhexafluorid bis hin zu den Brennelementen werden alle Zwischenprodukte der Brennstoffspirale im Hamburger Hafen umgeschlagen“, kritisiert Bernd Mühlenberg vom Anti-Atom-Büro Hamburg.
„Ob die Transporte auch durch Wohngebiete führen, wurde nicht beantwortet. Die Unfallschutzmaßnahmen bestehen laut Senat vor allem aus ‚Warnen und Absperren‘. Das ist alles andere als beruhigend“, erklärt Dora Heyenn abschließend.