Positiv an den neuesten Arbeitsmarktzahlen aus dem Juli 2010 ist der Vergleich mit dem Vorjahr. Danach gingen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Arbeitslosenzahlen insgesamt zurück. 279.000 offiziell gemeldete Arbeitslose und rund 85.000 Arbeitslose in Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik können aber für alle Verantwortlichen im Norden keinen Anlass geben, die Hände in den Schoß zu legen, meint der DGB.
Negativ sei nämlich die Entwicklung der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe. In diesem Wirtschaftszweig gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat in Hamburg 1.800, in Schleswig-Holstein 2.600 und in Mecklenburg-Vorpommern 1.000 Arbeitsplätze weniger. „Wir sehen hier Gefahren für die gewerblich-industrielle Entwicklung im Norden“, sagt der arbeitsmarktpolitische Sprecher des DGB Bezirk Nord, Helmut Uder. „Die norddeutschen Landesregierungen müssen der Industriepolitik einen höheren Stellenwert einräumen, um die industrielle Substanz des Nordens zu stärken und zukunftssicher zu gestalten.“
Vom Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Jahresvergleich haben nicht alle Arbeitnehmergruppen gleichmäßig profitiert. So ging in Schleswig-Holstein die Arbeitslosigkeit um 4,5 Prozent zurück, aber in der Altersgruppe von 55 bis 65 Jahre stieg sie um 8,8 Prozent an; bei einem Rückgang der Gesamt-Arbeitslosigkeit von 6,3 Prozent in Hamburg war ein Anstieg von 2,0 Prozent registriert worden und in Mecklenburg-Vorpommern ging die Arbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe nur halb so hoch zurück wie die Gesamtzahl. „Dies scheint alle gesellschaftspolitischen Anstrengungen zu unterlaufen, angesichts des demografischen Wandels ältere Arbeitnehmer/innen länger in Betrieb arbeiten zu lassen. Dies zeigt auch noch einmal, die Rente mit 67 ist für viele nicht erreichbar sondern stellt nur ein Rentenkürzungsprogramm dar.“
Zu dem Anstieg der Beschäftigung weist der DGB Bezirk Nord kritisch darauf hin, dass rund ein Drittel auf die Leiharbeit entfällt. „Während die Bundesagentur für Arbeit bei der Leiharbeit euphorisch von einem Frühindikator spricht, haben wir eher die Sorge, dass Leiharbeit mehr und mehr Stammbeschäftigung verdrängt und Billiglöhnen Vorschub geleistet wird. Mit dieser Politik wird die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen aufs Spiel gesetzt“, heißt es beim DGB Bezirk Nord.