Sind die Bücherhallen in Iserbrook und Rissen vielleicht doch noch zu retten? „Ja“, meinen die Bürgervereine, die mehrfach mit der Kulturbehörde und der Stiftung Hamburgische Öffentliche Bücherhallen gesprochen haben. „Ja“ meinen natürlich auch die Bürgerinitiativen, die in Iserbrook und Rissen zum Erhalt ihrer Bücherhalle tausende Unterschriften gesammelt haben und sammeln. Derweil erreichen die Ausleih- und Besucherzahlen Rekordniveau.
SPD-Wahlkreisabgeordnete Anne Krischok hatte eine weitere parlamentarische Anfrage an den Senat gestellt, wollte insbesondere erfahren, wie sich die Besucherzahlen im Jahre 2008 und im ersten Halbjahr 2009 entwickelt haben. Ergebnis: Die Besucherzahlen der Bücherhallen Iserbrook und Rissen haben im vergangenen Jahr Rekordwerte erreicht. Über 63.000 Bürgerinnen und Bürger haben die Bücherhalle in Rissen aufgesucht (2000 mehr als im Jahr 2007), in Iserbrook waren es sogar 103.000 Bürgerinnen und Bürger (3000 mehr als im Jahr 2007). Auch für das Jahr 2009 sind die Halbjahreszahlen deutlich angestiegen.
Als unverschämt empfindet Krischok die Senatsaussage, dass es sich bei der Zusammenlegung der Bücherhallen Iserbrook und Rissen am Blankeneser Bahnhof um „Standortentscheidungen der selbständigen Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB) handelt, auf die Bürgerbegehren keinen unmittelbaren Einfluss haben“. Krischok: „Dies ist zynisch: Die HÖB lebt zu 85% von Zuschüssen der Kulturbehörde. Wenn dort der Wille für den Fortbestand der sehr gut genutzten Bücherhallen wäre, ist ein Fortbestand ohne Weiteres möglich. Die HÖB wurde auch bleiben wollen – kann dies jedoch mit dem vorhandenem Budget leider nicht“.
Für diejenigen, welche sich für das von der CDU vorgeschlagene Modell einer Stiftungsfinanzierung der Bücherhallen in Iserbrook und Rissen interessieren, gibt der Senat endlich Auskünfte über die finanziellen Rahmenbedingungen: Die laufenden jährlichen Kosten für den Betrieb der Standorte Rissen und Iserbrook betragen ca. 600.000 €. Hinzu kommen noch nicht näher bezifferte Erstausstattungskosten.
Die SPD-Wahlkreisabgeordnete Anne Krischok sowie die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Bezirksfraktion Astrid Juster sind vor dem Hintergrund dieser Zahlen bezüglich des von der CDU favorisierten Stiftungsmodell äußerst skeptisch: „Wenn aus den Stiftungserträgen mehrere hunderttausend Euro benötigt werden, müsste vor Ort mehrere Millionen Euro akquiriert werden. Wie soll dies bewerkstelligt werden?“ führen sie ihre Kritik aus.
Des Weiteren ärgern sich beide Abgeordnete, dass die in der Bücherhalle Rissen durchgeführten Märchenstunden und Kleinkunstaufführungen für die Kinder und Jugendliche vom Schwarz-Grünen Senat nicht als erhaltenswertes „soziokulturelles Angebot“ gezählt werden. „Diejenigen, die dieses ehrenamtliche Engagement leisten, bringen Kinder und Jugendliche in die Bücherhallen und machen diese spielerisch mit den dortigen Angeboten vertraut. Das dies von der Stadt nicht gewürdigt wird, macht uns nicht nur betroffen, sondern auch wütend“, führen Anne Krischok und Astrid Juster übereinstimmend aus.