Annemarie-Dose-Preis für innovatives Engagement verliehen

Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard ehrt drei herausragende Projekte, die sich für Jugendlichen, Seniorinnen und Senioren sowie obdachlose Menschen einsetzen.

Annemarie Dose, die Gründerin der Hamburger Tafel, wäre heute 91 Jahre alt geworden.


Aus diesem Anlass wurde heute Nachmittag im Hamburger Rathaus zum ersten Mal der vom Senat gestiftete Annemarie-Dose-Preis verliehen. Den Gruppenpreis erhielt der Verein „Gefangene helfen Jugendlichen“ aus Wandsbek für sein Projekt „Pädagogisches Boxen“. Die beiden Einzelpreise gingen an Mitra Kassai im Karolinenviertel für ihre Initiative „Oll Inklusiv“, die Angebote an Menschen über 60 macht, sowie an Susanne Groth vom Verein „Leben im Abseits“ für einen Bildband über Bedürftige im Bezirk Mitte.

„Mit Ihrem Engagement zeigen Sie, dass Sie gerne in unserer Stadt leben und Hamburg mitgestalten wollen. Sie packen an, wo es etwas zu tun gibt, statt sich schulterzuckend abzuwenden. Sie denken über den eigenen Tellerrand hinaus und werden für Ihre Mitmenschen aktiv. Hamburg wird besser durch engagierten Bürgerinnen und Bürger wie Sie – das drückt dieser Preis aus. Herzlichen Dank Ihnen und allen Engagagierten“, betonte Senatorin Dr. Melanie Leonhard.

Der Gewinner des mit 5.000 Euro dotierten Gruppenpreises ist der Verein Gefangene helfen Jugendlichen, der ein bundesweit einzigartiges Projekt mit resozialisierten, ehemaligen Häftlingen und zahlreichen freiwillig Engagierten initiiert hat. Das Preisgeld soll dazu verwendet werden, das freiwillige Engagement weiter auszubauen.

Das Projekt „Pädagogisches Boxen“ von Vereinsgründer Volkert Ruhe widmet sich seit 2017 der Prävention von Jugendgewalt und Jugendkriminalität. Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren, die bereits straffällig geworden sind, können sich hier mit ehemaligen Häftlingen austauschen und Boxen trainieren. Ein Team aus freiwillig engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt dabei einen ausgebildeten Anti-Gewalt-Trainer und Boxer und sorgt dafür, dass die Jugendlichen langfristig begleitet und engmaschig betreut werden.

„Mir gefällt besonders, dass Menschen, die von der Mehrheit unserer Gesellschaft kaum wahrgenommen werden, den Mut haben, sich einzubringen, indem sie sich – aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen – dort erfolgreich engagieren, wo andere häufig scheitern, und jetzt auch in einem Projekt, das auf langfristige Kontakte setzt“, betont Viola L’Hommedieu, Vorstandsmitglied im AKTIVOLI-Landesnetzwerk e.V. in ihrer Laudatio für den Gruppenpreis.

Eine der beiden Preisträgerinnen in der mit je 1.500 Euro dotierten Einzelpreis-Kategorie ist Mitra Kassai. Sie arbeitet als Kultur- und Musikmanagerin in Hamburg. Als DJ Rita bringt sie regelmäßig Menschen zum Tanzen – auch ältere Menschen. Ende 2017 hat Mitra Kassai die gemeinnützige Initiative Oll Inklusiv gegründet. Unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ und mit großer Leidenschaft organisiert sie Events für Menschen über 60. Dabei veranstaltet sie mit ihnen originelle Ausflüge und außergewöhnliche Workshops.

„Ich kenne kaum ein Projekt, was dem Gedanken von Annemarie Dose besser folgt als dieses. Es hat Leichtigkeit, vermittelt Freude und ist so einfach gedacht,“ sagt Lars Meier, Vorstandsmitglied des Vereins MenscHHamburg dazu in seiner Laudatio:

Der zweite Einzelpreis geht an die Journalistin Susanne Groth vom Verein Leben im Abseits, die zusammen mit dem Fotografen Markus Connemann einen Bildband über das „Leben am Rande der Gesellschaft“ herausgegeben hat, dessen Erlöse vollständig dem CaFée mit Herz zugeflossen sind. Die freie Journalistin dokumentierte auf St. Pauli die Lebensgeschichten in der Einrichtung, in der Bedürftige nicht nur essen und warme Kleidung bekommen, sondern auch den Glauben an ihr Leben und ihren Selbstwert wiederfinden können. Im November 2017 gründete sie den Verein Leben im Abseits, der sich nicht nur für Obdachlose und Bedürftige einsetzt, sondern auch für Personen, Vereine und Organisationen, die Bedürftigen helfen. Mit Hilfe ihres Vereins bildete sie ein Netzwerk aus 40 Institutionen rund um den Kiez, die Obdachlosen helfen. Seitdem organisiert sie Lesungen, Projekttage an Schulen, Dialogabende und eine jährliche Benefizveranstaltung. Ein neues Buch über Bedürftige und deren „unsichtbare Helfer“ ist für Oktober geplant.

„Mich beeindruckt am freiwilligen Engagement von Susanne Groth vor allem, dass sie mit ihren würdevollen, von Vertrauen geprägten Gesprächen mit Bedürftigen und ihrer kreativen Netzwerkarbeit wesentlich dazu beiträgt, dass obdachlose und sozial schwache Menschen in unserer Stadt wieder gesehen werden und dadurch eine Chance bekommen, an sich selbst und ihre Fähigkeiten zu glauben“, sagt Hjalmar Stemmann, Präsident der Hamburger Handwerkskammer, in seiner Laudatio.

Der Annemarie-Dose-Preis

Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hatte den Annemarie-Dose-Preis in diesem Jahr gestiftet, er wird 2019 erstmals verliehen. Lokale, gemeinnützige und neue Ideen kommen dafür in Frage – dies sollen in erster Linie neu entstandene Initiativen sein, die sich ehrenamtlich und mit besonderem Engagement für die Gemeinschaft einsetzen. Sie sollten Benachteiligungen beseitigen und Verbesserungen für Gruppen oder einzelne Menschen erwirken und genau dort Unterstützung leisten, wo sie gebraucht wird – ganz im Sinne Annemarie Doses, der Gründerin der Hamburger Tafel, nach der der Preis benannt ist. Zu der Jury zählen neben Vertretern von Engagement-Organisationen auch der Präsident der Handwerkskammer, der Enkel von Annemarie Dose und ein Vertreter der Hamburger Tafel.

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