Amazon-Ansiedlung in Neumünster?

Der DGB Nord erwartet von der Politik in Schleswig-Holstein, die mögliche Unterstützung einer Ansiedlung von Amazon an die Qualität der Arbeitsplätze zu knüpfen. Die Forderung: Arbeitsplätze ja – aber keinen Cent für Ausbeuterei

Medienberichten zufolge prüft Amazon den Bau eines Logistikzentrums für den norddeutschen und skandinavischen Raum in Neumünster. Der DGB erklärt dazu:

Bundesweit kämpfen Beschäftigte des Versandhändlers Amazon für höhere Löhne und faire Arbeitsbedingungen. Vor einer möglichen Ansiedlung des Unternehmens in Neumünster müsse auch die Qualität der Arbeit überprüft werden, sagte Uwe Polkaehn, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB Nord), gestern während der Diskussionsveranstaltung „Gute Arbeit in der Kommune“ in Neumünster. Wirtschaftsminister und Wirtschaftsförderer sollten Amazon klar machen, dass es für arbeitnehmerfeindliche Praktiken keine amtliche Unterstützung geben könne.

Polkaehn forderte auch die Kunden des Versandhändlers auf, weiterhin Druck auf die Firmenleitung zu machen, damit bei Amazon endlich faire Arbeitsbedingungen hergestellt werden: „Amazon spielt immer noch Wildwest auf dem Arbeitsmarkt. Gerade gegenüber einem Onlineunternehmen haben die Kunden eine enorme Macht – sie müssen zeigen, dass sie keine Ausbeuterei unterstützen wollen. Und auch eine mögliche Ansiedlung einer Niederlassung bei Neumünster muss an die Einhaltung fairer Löhne und Arbeitbedingungen gekoppelt werden.“

Für den US-Konzern sind weltweit mehr als 80.000 Menschen tätig, rund 9.000 Vollzeitmitarbeiter beschäftigt Amazon in Deutschland nach eigenen Angaben. In allen deutschen Standorten gibt es noch keine Tarifbindung, auch Betriebsräte werden erst nach und nach gewählt. ver.di fordert ein tarifliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Nachtzuschläge ab 20 Uhr und Entlohnung nach Tarifvertrag. In den Amazon-Logistikzentren Bad Hersfeld und Leipzig waren Mitarbeiter der Frühschicht deshalb in den Streik getreten.

Polkaehn: „Zwei Drittel der Beschäftigten bei Amazon in Bad Hersfeld leben mit befristeten Arbeitsverträgen. Sie können deshalb nicht für die Zukunft planen und müssen immer wieder um ihren Arbeitsplatz bangen. Ständige Angst um die eigene Zukunft blockiert jedes Wohlbefinden der Mitarbeiter. Löhne und Arbeitsbedingungen müssen so sein, dass die Beschäftigten davon leben und gesund bleiben können. Auch die Kunden können ihren Beitrag leisten, damit dies gelingt.“

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