Familie und Beruf gut unter einen Hut zu bekommen, fällt wohl den wenigsten leicht. Besonders schwer haben es Eltern, die ohne Partnerin oder Partner ihr Kind großziehen: Vor allem Zeit und Geld fehlen. Die SPD will das ändern und Angebote für mehr Unterstützung entwickeln. Wer aber sind die alleinerziehenden Mütter und Väter in Deutschland – und wie viele? Die Fakten:
Jede fünfte Familie mit Kindern unter 18 Jahren
In Deutschland gibt es rund 2,6 Millionen alleinerziehende Eltern. Rund 1,6 Millionen von ihnen haben minderjährige Kinder – das ist jede fünfte Familie. Tendenz steigend: Es ist die einzige Familienform, die Wachstum verzeichnet. Ihr Anteil hat sich seit den 70er Jahren verdoppelt.
90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. 1,4 Millionen sind also Mütter mit Kindern unter 18 Jahren.
In Familien mit nur einem Elternteil leben rund 2,2 Millionen minderjährige Kinder. Sie sind häufig zehn Jahre oder älter.
Ein Viertel der Alleinerziehenden lebt spätestens nach drei Jahren wieder mit einem Partner zusammen, rund ein Drittel ist länger als 10 Jahre alleinerziehend.
Die meisten arbeiten – viele auch in Vollzeit
Alleinerziehende sind überwiegend gut ausgebildet: 78 Prozent haben einen mittleren oder hohen Bildungsabschluss.
Mit 67 Prozent sind Alleinerziehende ebenso häufig erwerbstätig wie Mütter in Paarfamilien. Bei einem höheren Bildungsabschluss sind sie sogar häufiger erwerbstätig.
Mütter, die ihre Kinder alleine großziehen, nehmen häufiger ungünstige Arbeitszeiten und Schichtdienst in Kauf. Sie arbeiten oft abends und in der Nacht oder auch am Wochenende.
Erwerbstätige Alleinerziehende arbeiten im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche länger als Mütter in Paarfamilien.
Rund zwei Drittel von ihnen arbeiten Vollzeit.
Seit der Einführung des Elterngeldes und dem Ausbau der Kinderbetreuung ist die Erwerbstätigkeit Alleinerziehender auch mit Kindern unter drei Jahren spürbar angestiegen: mit 1-Jährigen um 9 Prozentpunkte, mit 2-Jährigen um 6 Prozentpunkte.
Das Geld ist knapp
80 Prozent der alleinerziehenden Mütter und Väter steht weniger als das mittlere Einkommen der Familien zur Verfügung. Sie haben daher im Vergleich zu Paarfamilien ein ungleich größeres Armutsrisiko.
39 Prozent sind auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen, also etwa Arbeitslosengeld II. Bei Familien mit zwei Elternteilen sind es nur acht Prozent. Ungefähr jede dritte alleinerziehende Mutter oder alleinerziehender Vater sind erwerbstätig und müssen ihren Lohn „aufstocken“.
Alleinerziehende beziehen nicht nur häufiger Leistungen nach SGB II, sondern auch länger als Eltern aus Paarfamilien.
Die Kinder alleinerziehender Eltern sind die größte und dauerhafteste Gruppe der in Armut lebenden Kinder.
Daher verwenden auch die meisten Alleinerziehenden rund 90 Prozent ihres monatlichen Einkommens für privaten Konsum – und zwar zu einem großen Teil für ihr Kind. Geld für Rücklagen bleibt kaum übrig.
Vertrauen in eigene Leistungsfähigkeit
Alleinerziehende stehen ihrer Lebenssituation überwiegend positiv gegenüber, gekoppelt mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit und Selbstvertrauen.
Ein Viertel der erwerbstätigen alleinerziehenden Mütter möchte gerne mehr Stunden in der Woche arbeiten.
83 Prozent der nichterwerbstätigen alleinerziehenden Mütter möchten wieder arbeiten.
Ein Blick über den Tellerrand
Die neuesten Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für das Jahr 2012 zeigen, dass die Belastung der Einkommen von Alleinerziehenden mit Steuern und Sozialabgaben in Deutschland überdurchschnittlich hoch ist. Mit 2 Kindern und einem Verdienst von 67 Prozent des Durchschnittseinkommens beträgt die Gesamtabgabenbelastung durch Steuern und Sozialversicherung abzüglich der familienpolitischen Leistungen 18 Prozent des Bruttoeinkommens. In Frankreich beispielsweise sind es 15 Prozent, in Dänemark, Schweden und Norwegen 11 Prozent und in den Niederlanden nur 2,4 Prozent. Einige Länder wie Großbritannien tasten die Einkommen von Alleinerziehenden mit 2 Kindern in dieser Einkommensstufe überhaupt nicht an.