70 Jahre Kriegsende. 20 Jahre Wehrmachtsausstellung.

Evangelische Akademie, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, GEW und Kampnagel veranstalten am 10. Oktober eine Konferenz über das Ende der Legende von der »sauberen Wehrmacht« und die neuen Legenden

Die »Wehrmachtsausstellung« war ein Schock und bedeutete das Ende einer Gründungslegende der Bundesrepublik: Während man ausschließlich der SS die Schuld für alle Verbrechen zuschrieb, bescheinigte man der Wehrmacht, in Erfüllung ihrer militärischen Pflicht »sauber und anständig« geblieben zu sein. Die Zerstörung dieser Legende provozierte eine alle Teile der Gesellschaft erfassende Debatte. Auseinandersetzungen in Familien und zwischen den Generationen, Kritik an den Traditionen und der Traditionspflege der Bundeswehr und eine Neuorientierung der historischen Forschung waren die Folge. Im Oktober 1999 wurde die Ausstellung wegen angeblich gefälschter Fotos zurückgezogen. Eine internationale Historikerkommission hat 2000 festgestellt, dass diese Vorwürfe unberechtigt und die Befunde der Ausstellung – abgesehen von »einigen archivbedingten Zuordnungsproblemen« (Jan Philipp Reemtsma) – korrekt waren. Des ungeachtet hat das Hamburger Institut eine veränderte zweite Ausstellung präsentiert.

20 Jahre nach der Eröffnung der Wehrmachtsausstellung wollen wir erinnern und fragen: Was waren die Ziele der Ausstellung und wie waren die Reaktionen? Welche gesellschaftlichen Kräfte haben ihren Rückzug erzwungen? Was hat sich durch die Wehrmachtsausstellung verändert im Umgang mit der deutschen Schuld in Osteuropa, auf dem Balkan und in anderen besetzten Ländern Europas? Sind mit der zu späten Entschädigung der Zwangsarbeiter alle »Schulden« beglichen oder sind die Forderungen nach individueller Wiedergutmachung und staatlichen Reparationen berechtigt? Hat die Wissenschaft die Impulse der Ausstellung aufgegriffen, und welche Fragen sind offen geblieben? Welche neuen Legenden produzieren Film und Fernsehen über die »generation war« und die Deutschen als »ein Volk der Opfer«?

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