SPD und Bildung: Gräben wieder offen

photocaseSCHULE.jpegKeine zwei Wochen hielt der Bildungs-Kompromiss der Hamburger Sozialdemokraten: Seit Anfang dieser Woche die Parteizeitung „Vorwärts“ in ihrer Regionalbeilage „Hamburger Kurs“ die Parteitagsbeschlüsse interpretierte, schlagen die Wogen wieder hoch. Kurs-Chef Tornow wäscht seine Hände in Unschuld: Er habe ja gar nicht gewusst, wie kompliziert das Thema sei.

Vor knapp zwei Wochen fand die Bildungs-Diskussion in der SPD mit einem Parteitagsbeschluss ein vorläufiges Ende. Der vom Bürgerschaftsabgeordneten Ingo Egloff vorgelegte Leitantrag war so genial unpräzise, dass er am Ende fast einstimmig beschlossen wurde. Alle fanden sich irgendwie darin wieder: Integrative Schulen sind besser und irgendwann in der Zukunft das Ziel – das freute die Gesamtschul-Abteilung. Das Gymnasium soll aber auf jeden Fall erhalten bleiben, und nichts geht gegen den Elternwillen: Da waren die Zwei-Säulen-Befürworter zufrieden.

Im Hamburger Kurs las sich die Geschichte dann aber weit weniger offen: Hier wurde klar die integrative Schule in den Vordergrund gestellt, das klassische gegliederte System als Auslaufmodell beschrieben. „Klarer Kurs: Schule für alle“, heißt es zum Beispiel in der Überschrift. „Wir wollen eine Schule, in der es kein Aussortieren, kein Abschulen, kein Sitzenbleiben mehr gibt. Wir wollen eine Schule für alle, in der nicht nur die Starken gefördert werden“, wird Parteichef Mathias Petersen zitiert. Der Eklat war da.

Petersen schiebt die Schuld an den Verwerfungen inzwischen seinem Kurs-Chefredakteur zu. Gerade hat er ihn auch zum Sprecher der Hamburger SPD gemacht.

Man darf gespannt sein, was noch kommt. Heute wird er im Abendblatt so zitiert: „Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen. Ich habe nach journalistischen Kriterien eine ordentliche Arbeit abgeliefert“, sagte Heiko Tornow, seit Kurzem Chefredakteur des „Kurses“ und Parteisprecher. Aber er sagte auch: „Von den Tretminen bei diesem Thema erfahre ich erst nach und nach.“

Nun ja. Wenn man als Pressesprecher erst „nach und nach“ vom wichtigsten Diskussionsthema der Hamburger Sozialdemokraten in den vergangenen Monaten erfährt, gibt das zu denken.

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