Zwischen Glaube und Aufklärung, Tradition und Moderne

Olaf Scholz würdigt die reformjüdische Bewegung in der Hansestadt – Die Gründung des Neuen Israelitischen Tempelvereins jährt sich zum 200. Mal. Aus diesem Anlass empfing Bürgermeister Scholz heute Mitglieder der internationalen liberalen jüdischen Gemeinschaft und Teilnehmer der Tagung „200 Jahre Hamburger Israelitischer Tempel“ im Hamburger Rathaus.

Gemeinsam mit den Gästen des Empfangs blickte Bürgermeister Scholz zurück auf die 200-jährige Geschichte des liberalen Judentums in Hamburg. Der gesellschaftliche und technische Aufbruch zu Beginn des 19. Jahrhunderts sei von vielen jüdischen Einwohnern Hamburgs mitgetragen und teilweise auch vorangetrieben worden, erklärte Scholz. „Denn die Reformen in den Gemeinden beschränkten sich nicht auf Liturgie und theologische Ausrichtung: Sie zielten – als eine Folge der Aufklärung – auch auf Bürgerrechte und gesellschaftliche Teilhabe der jüdischen Hamburgerinnen und Hamburger“, so der Bürgermeister. Scholz forderte in seiner Rede, die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung Hamburgs wach zu halten und die Verantwortung an die nächsten Generationen weiterzugeben. Dass das jüdische Leben in Hamburg nach 1945 wieder aufblühen würde, hätte damals niemand erwarten dürfen. Dass es so gekommen ist, sei für die Stadt ein großes Glück. „Hamburg blickt heute voller Dankbarkeit auf den Beitrag seiner jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu Kunst, Wissenschaft, Demokratie, sozialem Fortschritt und wirtschaftlichem Erfolg“, sagte der Bürgermeister.

Nach dem Grußwort des Bürgermeisters folgten Reden von Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sowie von Leslie Bergman, Ehrenpräsident der European Union for Progressive Judaism, dem europäischen Dachverband reformjüdischer Gemeinden.

Zum Hintergrund:
1817 wurde der Neue Israelitische Tempelverein in Hamburg gegründet. Die Gründung des Vereins gilt als eine der ersten Reforminitiativen des deutschen Judentums. Bereits am 18. August 1948 wurde die Jüdische Gemeinde Hamburg gegründet, die auch über einen liberalen Zweig verfügt. Im Jahr 2004 erfolgte die Gründung der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hamburg.

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