Zukünftige Lehrer für die Schulreform

Die Pädagogen der Zukunft lehnen die Forderungen von „Wir wollen lernen“ ab! Auf der gestrigen Personalversammlung wurde ein starkes Zeichen gegen soziale Ausgrenzung und für ein gerechteres Schulsystem gesetzt. Mit überwältigender Mehrheit haben die Referendar_innen eine entsprechende Resolution beschlossen.

Resolution der Hamburger ReferendarInnen

Auf der letzten Personalversammlung wurde von den Referendar_innen die inklusive Schule für alle gefordert und festgestellt, dass die bevorstehende Schulreform lediglich als unzulänglicher Kompromiss angesehen werden kann. Jedoch muss festgehalten werden, dass eine Zustimmung zum Volksentscheid der Initiative „Wir wollen Lernen“ das bisher bestehende Schulsystem auf Jahre hinweg festigen wird.

Wir lehnen die Ziele der Initiative „Wir wollen Lernen“ ab, weil eine frühere Trennung nach Leistungsniveaus weniger Entwicklungsmöglichkeiten und Ausgleich unterschiedlicher Bildungschancen bietet!

Die Schulreform ist ein Schritt in Richtung der inklusiven Schule für alle.

Aus diesem Grund möchten wir als Pädagog_innen der Zukunft unsere Empfehlung geben, am Tag des Volksentscheids für die Schulreform und damit für einen Aufbruch in eine Zeit längeren gemeinsamen Lernens zu stimmen!

Hierzu erklärt Dr. Philipp Semerakder, Vorsitzender des Personalrats der Referendar_innen: „Gestern wurde ein wichtiges Signal gesetzt. Wir, die Generation an Lehrer_innen, die an den Hamburger Schulen den Entwicklungsprozess zu einem gerechteren und gleichzeitig leistungsstärkeren System maßgeblich mitgestalten werden, haben gezeigt, dass wir von der Idee des längeren gemeinsamen Lernens überzeugt sind. Die jetzigen Umstände festigen eine soziale Selektion, die sich negativ auf alle Bereiche unserer Gesellschaft auswirkt. Deshalb sind wir sicher, dass die geplanten Änderungen am Schulsystem die Stadt Hamburg zu einem Leuchtturm für ganz Deutschland werden lässt.“

Der stellvertretende Vorsitzende Marne Benedetti ergänzt: „Die Neuerungen im Hamburger Schulsystem werden dazu führen, dass Hamburg ein Anziehungspunkt für engagierte Eltern wird. Kleine Klassen, gut ausgebildete Lehrkräfte und gleiche Chancen für alle werden gerade auch den akademischen und wirtschaftlichen Leistungsträger vom Hamburger Schulsystem überzeugen. Ein Verharren in alten Strukturen dagegen würde ein abschreckendes Signal weit über die Stadtgrenzen hinaus senden.“

Ein Bildungssystem, das alle Talente fördert. Keine soziale und kulturelle Selektion. Gleiche Chancen für alle. Das ist unser Traum. Allerdings lässt sich das nicht von heute auf morgen bewerkstelligen. Die Hamburger Schulreform ist ein Schritt in die richtige Richtung; die sechsjährige Primarschule zeigt die Stoßrichtung der Neuordnung: längeres gemeinsames Lernen und spätere Differenzierung der Schülerinnen und Schüler.

Die Hamburger Referendare unterstützen die Schulreform und sind erschreckt über die Idee, eine vierjährige Grundschule zementieren zu wollen. Deshalb fordern sie alle Hamburger auf, sich genau über den Inhalt des Volksentscheids zu informieren und sich nicht von einer Initiative besorgter Laien blenden zu lassen.

2 Gedanken zu „Zukünftige Lehrer für die Schulreform“

  1. Pädagogik der Zukunft – In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts habe ich meine Lehrerausbildung für das Lehramt an Gymnasien genossen. Seit 1981 bin ich dann als Autorin mit Lesungen und Schreibwerkstätten durch verschiedene Schulformen getingelt und habe dabei nach und nach in der Praxis gelernt, was „individualisierter Unterricht“ ist, und wie man in heterogenen Lerngruppen die schnellen und weniger schnellen Denker am selben Ort zur selben Zeit angemessen bedient und fördert. Heute lernt man das gleich an der Universität, und die Referendare von heute starten gleich mit dem dafür notwendigen didaktischen Handwerkszeug. Deshalb sollte man gerade ihre Resolution besonders ernst nehmen und sich nicht von Leuten kirre machen lassen, die die Schulbänke eines vergangenen Jahrhunderts gedrückt haben. Svende Merian

  2. Liebe Referendare,
    da sehen Sie mal: Schon seit den 70er Jahren (!) des letzten Jahrtausends werden Kinder individualisiert unterrichtet, und was hat es bis heute für die soziale Bildungsgerechtigkeit gebracht? Nichts.
    Könnte das vielleicht daran liegen – wie z. B englisch sprachige Studien wissenschaftlich mit Kontrollgruppen beweisen – dass gerade der „offene” Unterricht beim Individualisieren bildungsbenachteiligte Schüler benachteiligt, man das aber bis heute in Deutschland nicht wissenschaftlich überprüft hat?
    Und sollten nicht gerade die Referendare, die gewissermaßen frisch von der Uni kommen, über diesen jämmerlichen Zustand der empirisch-wissenschaftlichen erziehungswissenschaftlichen Forschung in Deutschland informiert sein und fordern, dass zu ändern?
    Damit man endlich wirklich fundiert-wissenschaftlich und nicht nur auf Basis der x-ten Interpretation der Pisa-Studien, die sowieso NUR ein Leistungsvergleich und KEIN Vergleich der Schulsysteme sind, den Unterricht und vielleicht auch Schulsysteme ändern kann. Genügt es wirklich, nur weiterhin ideologische Träume (denn mehr sind es nicht!) zu predigen und ihre Verwirklichung zu fordern und damit lediglich in die Fußstapfen einiger (!) Menschen zu treten, die „die Schulbänke des vorherigen Jahrhunderts gedrückt haben?”
    Und noch eine Frage: Wenn Sie eigentlich Einheitsschulen wollen, in welchen Schulen unterrichten Sie jetzt, und in welchen wollen Sie zukünftig unterrichten?

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