Wenn die Arbeit zum Knochenjob wird

Ständiges Sitzen, Lasten heben, Arbeiten über Kopf oder in der Hocke: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland muss oft in ungünstigen Körperhaltungen arbeiten, rund ein Drittel verrichtet regelmäßig körperlich schwere Arbeit. Daran hat auch die Digitalisierung nichts geändert.

Schwerarbeit ist keine Männersache

Auch in Zeiten fortschreitender Digitalisierung besteht der Alltag vieler Beschäftigten aus körperlich harter Arbeit. Das geht aus der bundesweiten repäsentativen Befragung zum DGB-Index Gute Arbeit hervor. Danach müssen 27 Prozent der Arbeitnehmerinnen und 33 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland sehr häufig oder oft körperlich schwere Arbeit leisten. Mehr als die Hälfte der Befragten arbeitet oft oder sehr oft in in ungünstigen Körperhaltungen.

Das gilt nicht nur Menschen, die in der Produktion oder auf dem Bau arbeiten. Auch in vielen Dienstleistungsbereichen ist die Arbeit körperlich belastend, in der Pflege zum Beispiel oder im Verkauf. Entsprechend sind Frauen fast genauso stark oder häufig belastet wie Männer: Über alle Branchen hinweg gesehen liegt der Anteil der Männer, die sehr häufig oder oft körperlich schwer arbeiten, bei 33 Prozent, bei den Frauen sind es 27 Prozent. In einigen Berufen sind Frauen jedoch sogar deutlich höher belastet als Männer. Dazu gehören unter anderem Sicherheits- und Reinigungsberufe, Berufe aus dem Bereich Erziehung, Soziales und Kultur oder Lehrberufe.

Zusammenhang mit Einkommen und Psyche

Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Körperlich schwere Arbeit wird besonders oft von Menschen geleistet, die ohnehin unter schwierigen Verhältnissen arbeiten, zum Beispiel in der Schicht- oder Zeitarbeit. Auch das Bildungsniveau spielt eine Rolle: Während von den Beschäftigten mit Abitur nur 12 Prozent sehr häufig oder oft körperlich schwer arbeiten, sind es bei den Beschäftigten mit Hauptschulabschluss 52 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Einkommen. Wer zwischen 800 und 2000 Euro brutto im Monat verdient, muss sehr viel öfter (42 Prozent) körperlich hart arbeiten als jemand, der mehr als 4.000 Euro Euro bekommt (6 Prozent).

Diese Belastungen wirken sich auch auf die Psyche und das Gesamtbefinden aus. Körperlich harte Arbeit ist insgesamt mit mehr Hetze am Arbeitsplatz verbunden, die Beschäftigten erfahren weniger Respekt und Wertschätzung. Gleichzeitig sind sie höheren Anfordeurngen an die emotionale Selbstkontrolle ausgesetzt, müssen ihre Gefühle also häufiger als andere verbergen. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass Menschen, die regelmäßig hart arbeiten, ihren Gesundheitszustand schlechter einschätzen als andere – und dass sie häufiger davon ausgehen, dass sie nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten können.

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