Weder Lehrer noch Räume vom Himmel gefallen

Manchen mag es erstaunen: Trotz eines entsprechenden Bürgerschaftsbeschlusses vor immerhin schon sechs Wochen sind in der Zwischenzeit weder LehrerInnen noch Klassenräume vom Himmel herab geregnet. Tatsächlich können mehrere Hamburger Grundschulen jetzt nicht mehr Kinder aufnehmen, als in die Schulen hineinpassen. Skandal!

Im Ernst: Das hätte eigentlich jedem klar sein müssen, als die Bürgerschaft im Rahmen des „Schulfriedens“ beschloss, die Frequenzen der Eingangsklassen verbindlich festzuschreiben: Wenn vorher eine Schule z.B. mit drei Eingangsklassen je 25 Schülern plante und jetzt nur noch jeweils 23 einschulen darf, bleiben sechs Kinder übrig. Die Alternative, nun vier Klassen mit jeweils 18 bis 19 Kindern zu bilden, ist keine: Da stünden pro Klasse deutlich zu wenig Lehrerstunden zur Verfügung. Es sitzt auch keine zusätzliche Lehrkraft irgendwo in der Ecke herum, und auch den notwendigen Klassenraum zieht niemand „eben so“ aus dem Hut.

In der Folge werden jetzt Kinder von ihren Wunsch-Schulen abgewiesen: Immerhin 616 in ganz Hamburg, eine hohe Zahl. In jedem Einzelfall ist das auch ärgerlich und manchmal vielleicht eine kleine Katastrophe. Nur zu ändern ist es nicht – wenn Knall auf Fall die Spielregeln verändert werden, passt eben nicht alles automatisch.

Übrigens zeigt sich hier ein grundsätzlicher Schwachpunkt des zunächst so gefeierten Obergrenzen-Prinzips: Es wird immer und überall vorkommen, dass die Zahl der Erstklässler sich nicht an der Vorgabe der Bürgerschaft ausrichtet. Wenn zwei, drei oder vier 23er-Klassen (19er in KESS-1-Gebieten) voll sind, geht nichts mehr, und wer danach kommt, muss abgewiesen werden.

Ob das ein Fortschritt ist?

3 Gedanken zu „Weder Lehrer noch Räume vom Himmel gefallen“

  1. Also irgendwie müssen ja abstrakte Ziele in konkretes Handeln umgesetzt werden. Was daran jetzt so kritikwürdig ist bleibt unklar. Grenzen gab es auch vorher schon. Die Alternative wäre eine Zentralisierung der Schulen, sodaß jede Schule mindestens ein Dutzend parallele Züge hat. Dann wäre der Sprung in der Klassenfrequenz nicht so groß, wenn das Maximum überschritten wird. Ist das ein wünschenswertes Ziel?

  2. Es gäbe noch eine andere Möglichkeit: SchülerInnen werden alle angenommen und die Anzahl der Klassen und der Klassengrößen (mit klarer Obergrenze und u.U. auch wenigen Zügen) richten sich nach der Zahl der Anmeldungen. Manche Länder machen das so! – Aber für uns natürlich zu teuer.

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