Wassertreppe 51: Letztes Lebenszeichen

In der kommenden Woche beginnt der Abriss von Hamburgs ältester Wassertreppe: Das Hafendenkmal (O-Ton Denkmalschutzamt) fand keine Gnade vor den Augen der schwarzgrünen Rathaus-Mehrheit. Außer der „Glühwürmchen-Aktion“ gibt es eine wohl letzte Pressemitteilung der Förderer der Treppe, die wir dokumentieren.

Pressemitteilung

Am 17. November wird die letzte grosse und älteste Wassertreppe Hamburgs (Baujahr 1912/14) am Moorfleeter Deich in der Billwerder Bucht abgerissen. Rund ein Jahr hatten sich mehrere Initiativen und die Opposition für den Erhalt der historischen Brücke vergeblich eingesetzt. Obwohl das Denkmalschutzamt die Denkmalwürdigkeit festgestellt hatte, sah man von einer Unterschutzstellung ab, da man der zuständigen Hamburg Port Authority die Instandsetzung der Brücke nicht zumuten wollte. Diese hatte sich hartnäckig gegen den Erhalt gewehrt und sogar den vorzeitigen Abriss trotz schwebenden Verfahrens versucht, was die Polizei in letzter Minute verhindern konnte. Eine Petition, die eine neutrale Einschätzung der Instandsetzungskosten erwirken wollte, wurde mit schwarz-grüner Mehrheit abgelehnt.

Der alte Anleger am Moorfleeter Deich diente zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Zugang zu den in der Bucht liegenden Oberländer Kähnen, die unter anderem auch für den Warentransport zwischen den Vier- und Marschlanden und der Hamburger Innenstadt genutzt wurden. In unmittelbarer Nachbarschaft zur alten Grube-Werft und dem Filterwerk „Wasserkunst Kaltehofe“ erinnert das Bauwerk an die industrielle Landschaft zu Beginn des letzten Jahrhunderts in diesem Teil des Hamburger Hafens.

Gegenüber dem Kulturausschuss, der sich im Sommer mit der Angelegenheit ausführlich befasste, beteuerte die Port Authority noch, kein Geld für denkmalschützerische Angelegenheiten zu haben und ausschließlich dem Grundsatz wirtschaftlichen Handelns verpflichtet zu sein.

Gleichzeitig verkündete die Hamburg Port Authority bereits im April in einer Pressemitteilung und nun nochmals Ende Oktober, den „Förderverein Vierländer Ewer e.V.“ zu unterstützen. Der Verein, der u.a. auch von der GAL in Bergedorf unterstützt wird, betreibt den Nachbau eines historischen Gemüse-Ewers, der nach Fertigstellung die Elbe befahren soll. Dafür will die Hafenbehörde auch Liegeplätze im Hamburger Hafen bereitstellen. Die 1912/14 eigens für Frachtkähne gebaute Wassertreppe 51 will die Port Authority jetzt allerdings abreissen.

Es ist lobenswert, dass die Hamburg Port Authority von der Maxime der Wirtschaftlichkeit einmal absieht und ein schifffahrtshistorisches Projekt fördert, zumal sie hier nicht mit Geld, sondern mit Rat, Tat sowie mit im Hafen nicht mehr benötigtem altem Holz aushilft.

Die Port Authority macht sich derzeit offenbar um ihren Ruf grosse Sorgen. Nach eigener Aussage steht es damit nicht zum Besten. „Obwohl wir als Hafen international glänzen, liegt das Image der HPA irgendwo auf dem Grund der Elbe“, stellte Jens Meier, kaufmännischer Geschäftsführer der Hamburg Port Authority in einer Pressemitteilung fest.

Das Image würde sich schon dadurch verbessern, wenn die HPA sich ihrer eigenen Geschichte und denkmalwürdigen Hafenarchitektur gegenüber verantwortlicher und respektvoller zeigen würde. Bisher hatte man jegliche Forderung abgewehrt, sich auch um das kulturelle Erbe zu kümmern wie im Fall der Wassertreppe 51 oder den Überresten des Ballhauses auf der Veddel.

Dem rekonstruierten historischen Vierländer Ewer wird wohl noch ein Plätzchen im nagelneuen Traditionshafen in der Hafencity freigemacht werden. Die Wassertreppe 51 am Tor zu den Vier- und Marschlanden und als Verbindungspunkt zum Hamburger Hafen wäre als Anleger sicher authentischer gewesen.

2 Gedanken zu „Wassertreppe 51: Letztes Lebenszeichen“

  1. Moin,
    lange gehofft, lange gekämpft und doch verloren – die Wassertreppe 51 geht, da ist es wenig tröstlich, daß die Brückenbögen restauriert an geeigneter Stelle – keinesfalls in Moorfleet – wieder aufgebaut werden sollen.
    Fakt ist und bleibt, daß die WT 51 nach Moorfleet gehört, alles andere fühlt sich an wie „Kunstraub“.
    Mag sein, daß die Restauration aufwendig und teuer ist – zu teuer für einen Stadtteil wie Moorfleet…Wer sollte da schon investieren?
    Vielleicht der neue Besitzer der Grubewerft? Wir werden sehen, ob sich das Werftgelände demnächst vergrößert- es wäre keine Überraschung.
    Der letzte Hausbootbesitzer kann ja nach Tatenberg umziehen, sagt man. Da gab es schon Helfer, die versucht haben, ihm einen neuen Liegeplatz zu vermitteln. Gut gemeint, glaubt man – leider reicht seine kleine Rente nicht für die Liegeplatzgebühren und den Lebensunterhalt aus und deshalb kann er auch nicht umziehen, aber das hatten die Helfer nicht berücksichtigt. War diese Aktion nun wirklich hilfreich oder hat sie eher dazu geführt, daß nun viele glauben, der Hausbootbesitzer wolle sich nicht helfen lassen? Dann sind die Helfer, diese Gutmenschen, auch noch die Opfer.
    Was ist los mit dieser Stadt Hamburg, die eiskalt Menschen abserviert und ihrem Schicksal überläßt und ihnen dann auch noch die Schuld an ihrem Elend gibt?
    Ihr von der HPA könnt jetzt noch den Schaden begrenzen, gewährt wenigstens diesem Hausboot „Bestandsschutz“ und bietet dem Besitzer einen alternativen Liegeplatz an.
    Der Abschied von der Wassertreppe 51 ist schmerzlich und für uns Moorfleeter unverständlich, hilfreich wäre jetzt ein Hauch von Menschlichkeit und das sollte sich eine Stadt wie Hamburg wohl gerade noch leisten können.

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