Tarifrunde Zuckerindustrie: Statt Süßes gibt’s Saures

Trotz Urlaubszeit werden am Dienstag, 10. Juli 2018, rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen deutschen Zuckerstandorten auf einer Protestveranstaltung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Hannover die Arbeitgeber auffordern, ihre Blockadehaltung aufzugeben und in der nunmehr vierten Tarifverhandlung endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.
In den ersten drei Verhandlungen hatten die Arbeitgeber nur völlig unzureichende Angebote für die rund 5.500 Beschäftigten in der deutschen Zuckerindustrie abgegeben.

Die Gewerkschaft NGG fordert die Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 5,5 Prozent rückwirkend ab 1. April 2018. „Diese moderate Forderung berücksichtigt in besonderem Maße die aktuelle Situation der deutschen Zuckerindustrie nach der Deregulierung der europäischen Zuckermarktordnung“, so Guido Zeitler, stellvertretender NGG-Vorsitzender. „Wir werden es nicht zulassen, dass die Arbeitgeber den selbst herbeigeführten Preisverfall für Zucker nutzen und sich weigern, die Löhne auf ein Niveau anzuheben, das den üblichen Tarifabschlüssen nahe kommt. Die enorme Steigerung der Produktivität muss sich auf die Einkommen der Beschäftigten auswirken.“

Ort der Protestveranstaltung: Schiffgraben 36, 30175 Hannover
Zeit: 10.00 Uhr (Die Verhandlung beginnt 11.00 Uhr)

Hintergrund:
Nach dem Auslaufen der europäischen Zuckermarktordnung im Oktober 2017 haben die deutschen Unternehmen die produzierte Zuckermenge von 3,6 Millionen Tonnen auf 5,1 Millionen Tonnen gesteigert. Eine solche Mengensteigerung führt ganz selbstverständlich zu einem Preisdruck. Der Wegfall der Zuckermarktordnung mit ihren Quoten und Mindestpreisen für Zucker ist seit langer Zeit bekannt. Die dadurch aufgehobenen staatenweiten Schutzzonen innerhalb der EU führen nun zu üblichen Marktmechanismen. Dennoch wurde in nahezu allen europäischen Ländern die Produktionsmenge ganz bewusst deutlich erhöht. So wurde innerhalb der EU die Produktionsmenge von 17,5 Millionen Tonnen im Kampagnenjahr 2016/17 auf mehr als 21 Millionen Tonnen im Jahr 2017/18 angehoben. Seit 2010/11 wurde diese Produktionsmenge in Europa nicht mehr erreicht. Einige Zuckerproduzenten wollen für die Kampagne 2019/2020 erneut zusätzliche Flächen für den Zuckerrübenanbau nutzen.

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