Studio Hamburg wird teilweise stillgelegt

Die NDR-Tochtergesellschaft Studio Hamburg GmbH will im Laufe des nächsten Jahres ihren Personalabbau vorantreiben und plant eine Teilbetriebsstilllegung des traditionellen Atelierbetriebs. Das verkündete der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Martin Willich, auf der Betriebsversammlung.

Der noch größte Studio- und AV-Dienstleistungsbetrieb Deutschlands, die Studio Hamburg Gruppe, will sich trotz insgesamt guter Geschäftszahlen von seinen langjährigen Mitarbeitern im Atelierbetrieb trennen. Die Geschäftsführung will den Bereich Lichttechnik in Zukunft nur noch vom „Markt“ einkaufen, weil angeblich zu wenig Arbeit für die 20 Kollegen vorhanden sei. Dabei verschweigt die Geschäftsführung die Tatsache, dass trotz Kurzarbeit im Atelierbereich Beschäftigte schon im laufenden Jahr regelmäßig Überstunden auf ihrem Konto haben. Die Kurzarbeit ist zwar vereinbart worden mit der Agentur für Arbeit, fiel aber hauptsächlich nur bei wenigen Kollegen an. Dazu kommt die Tatsache, dass drei der 20 betroffenen Kollegen im kommenden Jahr ohnehin in den Ruhestand gehen.

Die Geschäftsführung hat auf der Aufsichtsratssitzung am 1.10.2010 zwar ein Paket von Maßnahmen zur Umstrukturierungen vorgestellt, aber keinerlei Wirtschaftlichkeitsvergleiche zur Auslagerung der Lichttechnik präsentiert. Entgegen der betrieblichen Mitbestimmung ist es bislang noch nicht einmal zu Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich gekommen, um die geplante Maßnahme nach ihrer Sinnhaftigkeit und ihres Zwecks zu prüfen.

Stattdessen ruft die Geschäftsführung ihre Mitarbeiter, die 20, teilweise bis 30 Jahre im Unternehmen tätig sind, für Sonntagabend (21.11.2010) ins Unternehmen, um ihnen mitzuteilen, dass ihr Bereich stillgelegt wird und Kündigungen in 2011 zu erwarten sind.

„Eindeutiger kann man die soziale Verantwortung und betriebliche Mitbestimmung gar nicht übergehen! Wer erst entscheidet und dann über die Abwicklung verhandeln will und nicht umgekehrt, um nach Lösungen zur Beschäftigungssicherung suchen, der muss sich auch nicht wundern, wenn er ein Führungs- und Strukturprobleme hat“, kritisiert Olaf Hofmann, verantwortlicher Gewerkschafter, das Vorgehen der Geschäftsführung.

Die betroffenen Kollegen, der Betriebsrat und die Gewerkschaft ver.di fordern die Geschäftsführung nun auf, nach Lösungen für den Erhalt der Arbeitsplätze zu suchen. Schließlich ist Arbeit da, wie die Mehrarbeitskonten zeigen. Und das Instrument „Kurzarbeit“ wäre auch für 2011 noch möglich. Es besteht also keinerlei Grund für die geplante Maßnahme seitens der Geschäftsführung, denn zu vergebene Aufträge könnten ebenfalls intensiver in der Gruppe bearbeitet werden. Der NDR muss sich hier auch Kritik gefallen lassen, schließlich sitzt er mit entscheidender Stimme im Aufsichtsrat und hat diese Maßnahme sowie die Politik der Auftragsvergabe mit zu verantworten.

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