Studie: Schüler lernen weniger

photocaseSCHULE.jpegDie GAL sieht ein „Desaster“ nach fünf Jahren von der CDU verantworteter Schulpolitik, die SPD spricht von einer „miserablen Bilanz“. Die heute von der Bildungsbehörde vorgelegte KESS 7 – Studie zeigt, dass in Hamburg fast ein Drittel der Gymnasiasten auf Hauptschulniveau ist – und umgekehrt. Und notwendige Förderung für Schüler mit erkannten Schwächen gibt es kaum.

Angesichts der Ergebnisse der Untersuchung KESS 7 hat der schulpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Wilfried Buss, von einer „miserablen Leistungsbilanz des Senats“ gesprochen. „Durch die Studie wird wissenschaftlich nachgewiesen, dass es unter dem CDU-Senat keine Verbesserung bei der Leistungsqualität der Schulen gegeben hat. Nicht nur das: Im Bereich der Haupt- und Realschulen gibt es sogar einen gewissen Leistungseinbruch. Der Senat hat die Zeit seit 2001 verschlafen. Er hat versäumt für eine attraktive Schule mit guten Ergebnissen der Hamburger Schülerinnen und Schüler zu sorgen.“

Seit fünf Jahren verantwortet die CDU-Regierung eine ganze Reihe von Umsteuerungen im Schulwesen. Die heute vorgestellte wissenschaftliche Untersuchung KESS 7 zeige nun, dass die Hamburger Schülerinnen und Schüler nach 5 Jahren CDU-Politik weniger lernen als vorher, fasst die GAL zusammen.

Die Vorsitzende der GAL-Bürgerschaftsfrakion Christa Goetsch erklärt: „KESS 7 offenbart das Desaster der CDU-Schulpolitik. Die Schulsenatorin steht vor dem Scherbenhaufen und weigert sich, auch nur einen einzige Fehler einzugestehen.“ Goetsch kritisiert, dass die Schulsenatorin, statt Konsequenzen aus den niederschmetternden KESS-Ergebnissen zu ziehen, nur vage einige Handlungsfelder benennen kann.

Ein weiteres klares Ergebnis der Untersuchung, so die GAL: Das gegliederte Schulsystem funktioniert nicht. Ein Drittel bis ein Viertel der Gymnasiasten sind auf Hauptschulniveau und umgekehrt. „Das ist die Bankrotterklärung des gegliederten Schulsystems“, sagt Goetsch. „Die Schülerinnen und Schüler sind nicht nach Leistung, sondern nach sozialer Herkunft auf die Schulformen verteilt. Das System ist unsozial und ungerecht.“

Als „äußerst problematisch“ sieht auch Buss die große Überschneidung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler an den unterschiedlichen Schulformen. So könnten ein Drittel der Spitzen-Hauptschüler auch auf das Gymnasium gehen. Buss: „Das belegt, wie ungerecht das drei gliedrige Schulsystem ist, das die Schulkinder den falschen Schulformen zuordnet und ihnen damit die Chance auf einen erfolgreichen beruflichen Werdegang erschwert, wenn nicht gar verbaut.“ Erschreckend sei auch, dass die Lernzuwächse der Grundschule in der 5. und 6. Klasse nicht ausgebaut, sondern verschenkt werden. Buss: „Die Sekundarstufe I muss aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.“

Der Versuch, durch Vergleichsarbeiten eine Standardsicherung zu erreichen, ist – so die GAL – vor allem mit Blick auf die Vergleichsarbeiten in Klasse 6 der Gymnasien völlig gescheitert. Die Gymnasien hätten aus den Vergleichsarbeiten keine Konsequenzen gezogen und die leistungsschwächeren Schüler behalten, aber nicht gefördert. Zu befürchten sei, wie von Schulforscher Prof. Bos in der heutigen Pressekonferenz angedeutet, dass die Gymnasien diese Schülerinnen und Schüler verstärkt nach Klasse 7 und 8 abschulen werden. Spätestens dann werde die viel beschworene Durchlässigkeit zwischen den Schulformen wieder zur Einbahnstraße in Richtung Haupt- und Real-Schulen.

Auch das seit Jahren verkündete Ziel der Stärkung der Diagnosefähigkeit der Lehrerinnen oder der Stärkung der Hauptschule sei deutlich verfehlt worden.

Mit Kess 7 zeige sich, dass sich der Abbau von 700 Lehrerstellen, die flächendeckende Vergrößerung der Klassen, die Kürzung bei den integrierten Systemen (IHR und Gesamtschulen!), die Einführung von Pseudo-Ganztagsschulen im Zusammenhang mit der Unterrichtsverdichtung durch die verkürzte Schulzeit sich negativ auf den Lernerfolg auswirken.

Auch nach Worten von Buss belegt die KESS-Studie, dass die Fördermaßnahmen an den Schulen unzureichend sind. So gäbe es nur 17 Prozent zusätzliche Kurse für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler an Haupt- und Realschulen. „Das ist ein Armutszeugnis“, sagte Buss. „Gerade hier muss eine besonders intensive Förderung stattfinden.“

Bestehende Förderangebote wiederum seien wenig effektiv. Zwar gäbe es 62 Prozent zusätzliche Kurse für leistungsstarke Schüler an Gymnasien. Dies wirke sich allerdings nicht auf die Lernentwicklung an den Gymnasien aus, die hinter den Erwartungen zurück bleibe. Buss: „Die Leistungsspitze wird in Hamburg zu wenig gefördert. Auch die Gymnasien sind aufgefordert, sich an der Qualitätsentwicklung des Hamburger Schulwesens zu beteiligen.“

Wieder einmal wurde festgestellt, dass die Ergebnisse in Mathematik schlecht ausfallen. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. Buss: „Wir fordern einen Aktionsplan Mathematik. Ziel muss eine schnelle und deutliche Leistungssteigerung sein.“

Erfreulich seien die Leistungszuwächse in Englisch. „Die Einführung von Englisch in der Grundschule durch die Sozialdemokraten belegt, dass auch mittelfristig Erfolge im Leistungsniveau erzielt werden können“, bewertet Buss dieses Ergebnis.

„Die Schulsenatorin lässt die Schulen mit dem Hinweis auf die Selbstverantwortete Schule allein“, sagte Buss abschließend. „Die Schulen können nicht allein die Hamburger Schulmisere beseitigen. Sie brauchen die Unterstützung der Schulbehörde.“

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