Stolpersteine vor der Stadtentwicklungsbehörde

Vor dem Haupteingang der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), Stadthausbrücke 8, wurden zwei Stolpersteine gesetzt. Sie erinnern daran, dass in diesem Gebäude – von 1933 bis 1943 Sitz der Hamburger Gestapo-Zentrale – die beiden Nazi-Gegner Gustav Schönherr (1889 – 1933) und Carl Burmester (1901 – 1934) ermordet wurden. Die Patenschaften für diese beiden Stolpersteine haben die BSU und die ver.di-Betriebsgruppe übernommen.

Dr. Joachim Bischoff, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft erklärt dazu: „Ich begrüße, dass sich auch die Stadtentwicklungsbehörde verstärkt auf die Geschichte ihres Hauses und der damit verbundenen düsteren Geschichte besinnt. Viel zu lange wurden die Spuren der nationalsozialistischen Terrorherrschaft auch in Hamburg kaschiert und getilgt. Der lange Zeit gepflegte Nimbus einer Stadt, die während der ‚braunen Jahre‘ angeblich so ganz anders gewesen sei, ist in den vergangenen Jahren durch die intensive Arbeit von ForscherInnen und PublizistInnen, SchülerInnen und StudentInnen, Instituten und Geschichtswerkstätten zu Recht zerstört worden. Durch die Stolpersteine bekommen die Tausende Opfer nun endlich auch einen Namen und eine Geschichte vor Ort. Dafür ist den InitiatorInnen und PatInnen, insbesondere aber (dem Künstler Gunter, d.Red.) Demnig zu danken. Die Freie und Hansestadt Hamburg sollte erwägen, ihn auch endlich offiziell für seine Verdienste um die Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes angemessen zu würdigen.

Um dem bereits erhobenen Vorwurf eines mehrfachen Verlegens von Stolpersteinen vor verschiedenen Wohnhäusern, Arbeits- und Wirkungsstätten für die jeweils gleiche Person zu entgehen, sollten die KoordinatorInnen allerdings darauf achten, nur in wirklich begründeten und in der Öffentlichkeit kommunizierten Einzelfällen davon abzuweichen, die Stolpersteine vor dem jeweils letzten bürgerlichen Wohnsitz zu verlegen. Andere Formen der Erinnerung sollten weiter betrieben und entwickelt werden.“

In Erinnerung an die vielen (einzelnen) Opfer des nationalsozialistischen Terror-Regimes verlegt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig solche Stolpersteine seit 1995 in ganz Deutschland, seit 2002 auch in Hamburg. Mittlerweile sind in unserer Stadt nahezu 2.500 davon in die Gehwege eingelassen worden, fast 2.500 kleine, aber unübersehbare, mit den Namen und Daten der Opfer individuell ausgestattete Mahnmale, die die PassantInnen daran erinnern, dass Folter und Verfolgungen, Deportationen und Ermordungen in der unmittelbaren Nachbarschaft stattgefunden haben.

Sollten die Stolpersteine ursprünglich nur vor den jeweils letzten Wohnhäusern Berücksichtigung finden, sind die Hamburger KoordinatorInnen der Aktion mittlerweile dazu übergegangen, die Steine immer öfter auch vor den jeweiligen Wirkungs- und Arbeitsstätten zu verlegen. So auch im vorliegenden Fall, wurde der Schiffszimmermann und Kommunist Carl Burmester doch im Stadthaus gefoltert und am 17. September 1934 von der Treppe zu Tode gestürzt, der Werftarbeiter und Rotfrontkämpferbund-Mann Gustav Schönherr bereits am 18. April 1933 von Nazis aus dem Fenster gestoßen und dadurch getötet. Für den während eines brutalen Gestapo-Verhörs aus dem Fenster gesprungenen und ums Leben gekommenen Verkäufer und Dekorateur Wilhelm Prull (1910 – 1943) war am gleichen Orte bereits zu einem früheren Zeitpunkt ein Stolperstein gesetzt worden.

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