Stadtteilschulen werden besser

Leistungstest in Klasse 11 zeigt ungewöhnliche Verbesserungen in Deutsch, Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften

Die Leistungen der Stadtteilschülerinnen und -schüler haben sich in den Kompetenzbereichen Leseverständnis und Englisch überraschend stark verbessert, auch in Orthografie, Mathematik und in den Naturwissenschaften konnten überdurchschnittlich hohe Lernstände erzielt werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die jetzt von der Hamburger Schulbehörde und den Schulleitungen von sechs Stadtteilschulen vorgestellt wurde. Im Rahmen der Studie hatten rund 700 Elftklässlerinnen und Elftklässler an einer umfangreichen Lernstandserhebung teilgenommen und exakt dieselben Tests bearbeitet, die fünf Jahre zuvor im Rahmen der Hamburger KESS-Studie eingesetzt worden waren. Diesmal schnitten die Schülerinnen und Schüler erheblich besser ab als vor fünf Jahren.

Schulsenator Ties Rabe: „Die Stadtteilschulen haben in wenigen Jahren deutlich zugelegt. Verglichen mit ihren Klassenkameraden vor fünf Jahren haben die Schülerinnen und Schüler heute zum gleichen Zeitpunkt einen Lernvorsprung von deutlich über einem halben Schuljahr. In der Bildungswissenschaft ist das ein ungewöhnlich hoher Lernzuwachs. Das zeigt, wie sehr Bildung und Unterricht in der Mittelstufe der heutigen Stadtteilschulen gegenüber den früheren Haupt-, Real- und Gesamtschulen besser geworden sind.“

Nach der KESS-11-Studie aus dem Schuljahr 2009/10 wollten es sechs Hamburger Schulleitungen genauer wissen. Zu Beginn des Schuljahres 2014/15 ließen sie ihre Elftklässler vom KESS-Studienleiter Ulrich Vieluf und seinem Team erneut testen, um zu überprüfen, inwieweit die seither schulseitig ergriffenen Maßnahmen zur Unterrichtsentwicklung Früchte tragen. Beteiligt waren folgende Schulen: Stadtteilschule Helmuth Hübener (Barmbek), Heinrich-Hertz-Schule (Winterhude), Max-Brauer-Schule (Bahrenfeld), Julius-Leber-Schule (Schnelsen), Lessing-Stadtteilschule (Harburg) und Stadtteilschule Blankenese.

Studienleiter Ulrich Vieluf war von den Ergebnissen selbst überrascht: „Die insgesamt deutlich überdurchschnittlichen Lernstände, mit denen die Schülerinnen und Schüler in die gymnasiale Oberstufe eingetreten sind, gehen mit bemerkenswerten Leistungsverbesserungen auf Ebene der Einzelschule einher. Hervorzuheben sind dabei vor allem auch die Fördererfolge der beiden Schulen mit sozial benachteiligter Schülerschaft und hohem Anteil an Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache.“

Die Testleistungen werden in so genannten Effektstärken gemessen. Eine Effektstärke von 0,4 entspricht dem Lernzuwachs etwa eines Schuljahres. Durchschnittlich lagen die Lernstände der getesteten Elftklässlerinnen und Elftklässler im Leseverstehen um über eineinhalb Schuljahre (0,72 einer Effektstärke), in Rechtschreibung (0,22), Englisch (0,28) und Mathematik (0,20) um etwa ein halbes Schuljahr und in den Naturwissenschaften um rund ein ganzes Schuljahr (0,41) oberhalb der mittleren Lernstände der Elftklässlerinnen und Elftklässler des KESS-Jahrgangs, die eine dreijährige Oberstufe besuchten.

Der Bildungserfolg wäre sogar noch stärker sichtbar geworden, hätten nicht schulpolitische Besonderheiten das Ergebnis zuungunsten der sechs beteiligten Schulen verzerrt. So war eine der sechs Stadtteilschulen fünf Jahre zuvor noch ein Aufbaugymnasium, zwei weitere waren Kooperative Gesamtschulen mit Gymnasialzweig, sodass viele damalige Schülerinnen und Schüler aufgrund des G8-Abiturs rund ein halbes Jahr mehr Unterricht in der Mittelstufe hatten als die heutigen Elftklässler, zudem hatten diese Schulen damals eine klar gymnasial orientierte Schülerschaft. Darüber hinaus ist der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Familiensprache an den sechs Schulen insgesamt gestiegen, während die soziokulturelle Zusammensetzung der Schülerschaften beider Jahrgänge insgesamt vergleichbar ist (an drei Stadtteilschulen gab es einen Anstieg, an drei Schulen eine Verringerung des Anteils der Schülerinnen und Schüler aus soziokulturell benachteiligten Elternhäusern).

Die beteiligten Schulleitungen sehen die guten Ergebnisse als Resultat der engagierten Arbeit ihrer Kollegien:

Barbara Kreuzer, Schulleiterin der Helmuth-Hübener Stadtteilschule (Barmbek): „Teamarbeit zwischen den Lehrkräften, insbesondere in Jahrgangsteams, ist sicher ein wesentlicher Erfolgsfaktor.“

Rudolf Kauer, Schulleiter Lessing-Stadtteilschule (Harburg): „Das Kind steht im Mittelpunkt. Die sorgfältige, individuelle Auswertung von Lernergebnissen und darauf aufbauend die Reflexion des pädagogischen Handelns abgestimmt auf jedes Kind gehören zur Qualitätsentwicklung entscheidend dazu.“

Mathias Morgenroth-Marwedel, Schulleiter der Stadtteilschule Blankenese: „Qualitätsverbesserung ist eine dauerhafte Aufgabe, die nicht nach kurzer Zeit erledigt ist und abgehakt werden kann, sondern im Kollegium fest verankert werden muss“, findet auch.

Schulsenator Ties Rabe: „Die Ergebnisse weisen in allen untersuchten Stadtteilschulen in die gleiche positive Richtung. Man kann hier gut erkennen, dass sich die vielen Verbesserungen sowie die von den Schulen eingeleiteten Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität und das große Engagement aller Beteiligten auszahlen.“

Das zeigt auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die an den beteiligten Stadtteilschulen den Sprung in die Oberstufe schaffen. 2010 waren es 465 Schülerinnen und Schüler, in diesem Schuljahr sind es 562 – ein Trend, der sich bei allen Stadtteilschulen wiederfindet. Im Schuljahr 2009/10 besuchten 2.180 Schülerinnen und Schüler die elften Klassen, 1.970 Schülerinnen und Schüler absolvierten im selben Jahr das Abitur. In diesem Schuljahr stieg die Zahl der Elftklässler auf 3.743, 3.115 bereiten sich derzeit in Klasse 13 auf das Abitur vor. Schulsenator Rabe: „Eine höhere Bildungsbeteiligung und ein höheres Bildungsniveau – Hamburgs Stadtteilschulen sind ganz klar auf einem guten Weg.

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