Sprache ist der Schlüssel für soziale Kontakte

Rund 220 Expertinnen und Experten aus Praxis, Politik, Verwaltung und Wissenschaft nahmen heute an der Fachtagung „Wenn Sprache Türen öffnet…“ teil. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Veranstaltung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hamburg, des Diakonischen Werks Hamburg und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) stand die Frage, wie der Zweitspracherwerb von Kindern mit Migrationshintergrund gefördert werden kann und was Erzieher dazu beitragen können, damit Kinder ihre Sprachkompetenz im Deutschen optimal entwickeln können.

PISA-Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnisse im Schulsystem stark benachteiligt werden. Deshalb wurden in Hamburg zahlreiche Pilot-Projekte im Bereich der Sprachentwicklung und -förderung angestoßen. Seit 2004 führt die HAW in Kooperation mit Kita-Trägern und Wohlfahrtsverbänden die so genannten „Hamburger Sprachentwicklungslängsschnittstudien“ durch. Die Evaluation der ersten Studie „Zweitspracherwerb von Anfang an“ mit über 30 Kitas aus dem Verbandsbereich des Paritätischen Hamburg wurde bereits abgeschlossen. Daran schlossen sich zwei weitere Längsschnittstudien an:

▪ Sprachentwicklungslängsschnittstudien in Einrichtungen des Paritätischen Hamburg sowie

▪ die Studie „Persönlichkeitsentwicklung, Resilienz und Sprache“ (PEERS) in Einrichtungen des Diakonischen Werks Hamburg.

Im Sommer 2009 wurden die Datenerhebungen abgeschlossen. Insgesamt wurden 351 Kinder mit Migrationshintergrund über zwei Jahre hinweg von ihren Erziehern beobachtet und in halbjährlichen Abständen in ihrer Sprachkompetenz – Artikulation, Sprechweise, Wortschatz, Satzbau und Grammatik – eingeschätzt. Neben der Erfassung kind- und familienbezogener Daten wurden die pädagogischen Fachkräfte aus den beteiligten Kitas zur Sprachförderpraxis in ihren Einrichtungen, zu Konzepten und zu Erfahrungen mit den Entwicklungsverläufen ausgewählter Kinder befragt.

„Die Ergebnisse der Hamburger Untersuchungen zur Sprachförderung zeigen, dass gute Sprachvorbilder und Lerngelegenheiten innerhalb und außerhalb der Kita zum Erwerb deutscher Sprachkompetenz von großer Bedeutung sind“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Petra Strehmel von der HAW Hamburg. Gute Lerngelegenheiten ergeben sich insbesondere durch das Spiel mit muttersprachig deutschen Kindern bzw. generell in der sprachlichen Interaktion in der Kinder-Gemeinschaft.

„Wichtigste Grundlage für die sprachliche Kompetenzentwicklung und Sozialisation vieler Kinder bleibt die Familie“, so Strehmel weiter. Eine bedeutsame Rolle spielen hier Lerngelegenheiten z.B. durch Sprachmodelle der Eltern und Geschwister sowie Sprachanlässe im Alltag der Familie. Aber auch Kontakte mit deutschen Familien in der Freizeit seien sehr förderlich für die Kompetenzen in der Zweitsprache. Kitas können erheblich zur Sprachförderung beitragen, indem sie den intensiven Austausch mit Eltern fördern und vielfältige Kontaktmöglichkeiten zwischen Familien initiieren und unterstützen.

Martin Peters, Kita-Referent des Paritätischen Hamburg: „Mit Sprache erschließen sich Kinder die Welt. Sie öffnet Türen zu allen Bildungs- und Entwicklungsprozessen in Familie, Kita und Schule. Damit keinem Kind diese Tür verschlossen bleibt und alle Kinder optimal gefördert werden, müssen die Instrumente und Hinweise, die wir aus der Studie erhalten haben, in der täglichen Praxis umgesetzt und weiterentwickelt werden.“

Gerlinde Gehl, Fachbereichsleitung Kinder- und Jugendhilfe im Diakonischen Werk Hamburg: „Sprachförderung darf kein Sahnehäubchen kurz vor der Einschulung bleiben, sondern ist als integrierter Bestandteil der Sprachbildung ab Krippenalter zu unterstützen. Sprachbildung und eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung bedingen sich. Und Kitas sind Bildungsorte, die beides gut begleiten.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.