Schwarzgrün streicht Frauen weitere Chancen

Nach den Einschnitten, die vor allem Frauen durch die Kita-Gebührenerhöhungen hinnehmen müssen, gibt es für manche jetzt noch einen „Nachschlag“: Der Senat schließt das Trainingcenter für benachteiligte junge Frauen.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat die Entscheidung des Senats kritisiert, das Trainingcenter für junge Frauen des Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung in Altona zu schließen. Die Einrichtung soll Mitte des Jahres ihre Arbeit einstellen. Zur Zielgruppe ihres Angebots gehören Mädchen und junge Frauen mit und ohne Hauptschulabschluss, junge Mütter, die Kind und Beruf vereinbaren wollen und Schulverweigerinnen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren. Die Einrichtung war erst im Jahr 2008 in neue Räume in der Thedestraße gezogen.

„Wenn das Trainingscenter schließt, geht Hamburg eine der letzten Einrichtungen mit einem frauenspezifischen Profil verloren“, kritisierte die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Gabi Dobusch am Donnerstag. Die betroffenen Mädchen und jungen Frauen hätten „eine zweite und nötigenfalls auch dritte Chance verdient, um ihren Weg in Arbeit und Beschäftigung zu finden. Alles andere ist sozial- und frauenpolitischer Unsinn“, sagte Dobusch, Fachsprecherin für Gleichstellungspolitik in der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Es sei vielsagend, dass die Entscheidung des Senats ausgerechnet eine Woche vor dem Mädchen-Zukunftstag „Girls-Day“ bekannt wurde.

Bei dem Angebot handelt es sich um ein modernes Trainingcenter zur Entwicklung beruflicher Perspektiven für Mädchen und junge Frauen. Am schwierigen Übergang zwischen Schule und Beruf bietet es Mädchen und jungen Frauen Möglichkeiten zur Qualifizierung, Berufsvorbereitung und Ausbildung.

In einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (siehe unten) verlangt Dobusch vom Senat jetzt Auskunft über die Hintergründe seiner Entscheidung. „Ich bezweifle, dass der Verlust des Trainingcenters von anderen Angeboten aufgefangen werden kann. Diese Mädchen brauchen eine besondere Ansprache“, sagte Dobusch.

Hintergrund: Der Berufsbildungsbereich des städtischen Trägers „Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung“ wird geschlossen. Damit ist auch das aus für das Projekt für junge Frauen und Mädchen verbunden.

In ihrer kleinen Anfrage will Dobusch wissen:

1. Trifft es zu, dass das Trainingscenter für junge Frauen des LEB eingestellt wird und falls ja, zu welchem Zeitpunkt wird es seine Arbeit einstellen?

2. In welchem umfang und mit welchem Erfolg wurden in den Jahren 2007, 2008 und 2009 die Angebote des Trainingcenters für junge Frauen des LEB genutzt?

3. Aus welchem Grund soll das Angebot jetzt eingestellt werden?

4. Ist trotz des Wegfalls des Trainingcenters die Fortführung des ESF-Projekts „Schulverweigerung – Die 2.Chance“ gewährleistet und falls ja, wie wird der Wegfall des außerschulischen Lernorts kompensiert?

5. Wie viele und welche vergleichbar mädchen- und frauenpolitisch profilierte Angebote gibt es in Hamburg für die eingangs genannte Zielgruppe?

6. Wie viele Mädchen und junge Frauen ohne Hauptschulabschluss sind aktuell in Hamburg als arbeitssuchend gemeldet?

7. Wie viele junge Mütter sind aktuell in Hamburg als arbeitssuchend gemeldet?

8. Wie viele Schulverweigerinnen gibt es aktuell in Hamburg im Alter von 12 – 15 Jahren?

9. Teilt der Senat bzw. die zuständige Behörde die Auffassung, dass es jeder Anstrengung lohnt, benachteiligten Mädchen und junge Frauen den Weg ins Berufsleben zu ebnen und ihnen nötigenfalls eine zweite und dritte Chance einzuräumen?
a. Wenn ja, warum wird die erfolgreiche Einrichtung des LEB dann geschlossen?
b. Wenn nein, warum nicht?

10. Teilt der Senat bzw. die zuständige Behörde die Auffassung, dass es gerade für benachteiligte junge Mädchen und Frauen immer wichtiger wird, auch außerbetriebliche und außerschulische Lernorte zu schaffen?
a. Wenn ja, warum wird dann eine solche Einrichtung geschlossen?
b. Wenn nein, warum nicht?

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