Schule: Die Sekretärin leidet still

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat die Schulbehörde aufgefordert, ein bislang unter Verschluss gehaltenes Gutachten zur Arbeitsbelastung in den Hamburger Schulsekretariaten zu veröffentlichen. Die Behörde hatte das Gutachten im Jahr 2007 als Reaktion auf die sich verschärfende Situation in den Sekretariaten in Auftrag gegeben.

Seit April 2008 liegt das Gutachten der Schulbehörde vor. „Die Betroffenen haben ein Recht zu erfahren, was drin steht. Und sie haben einen Anspruch darauf, dass die Behörde aus dem Gutachten die nötigen Konsequenzen zieht – auch, um einen reibungslosen Betrieb in den Schulen zu garantieren“, sagte SPD-Bildungsexperte Ties Rabe.

Schulsenatorin Goetsch habe durch einen angemessenen Umgang mit dem Gutachten auch die Chance, zu zeigen, was sie unter Transparenz versteht. Rabe betonte, die Schulbehörde habe in jüngster Zeit zahlreiche Aufgaben in die Schulsekretariate verlagert. Deshalb sei es angemessen, dass die Behörde jetzt auch Personalkapazitäten in die Schulen verlagere, sagte Rabe.

Nach Informationen der SPD zeigt das Gutachten die Arbeitsbelastung der Sekretariate ohne Beschönigungen. Wegen der erheblichen Mehrbelastung prognostizierten die Gutachter einen Mehrbedarf von 101,8 Stellen. Das entspräche einem jährlichen Finanzierungsbedarf von rund 3,8 Millionen Euro.

Die Mehrbelastungen ergäben sich vor allem aus den zahlreichen neuen organisatorischen Aufgaben der Sekretariate. Dazu zählten – so Rabe – „vor allem die Eintreibung des Büchergeldes, die oft mit hohem Rechercheaufwand verbunden ist, und die Personalverwaltung der Schulen – dazu zählen unter anderem die Vor- und Nachbereitung von Personal- und Bewerbungsgesprächen sowie das Führen des Zentralen Schülerregisters“.

Zusätzliche Ganztagsschulen erhöhten das Arbeitsvolumen ebenfalls erheblich. Die Schulsekretariate bemängelten aber auch „ständig neue Reformen, immer wieder veränderte Verfahren und schlecht abgestimmte EDV-Programme“.

Auch empfehle das Gutachten, die Stellenbeschreibung erheblich zu verändern. Einen Entwurf für eine Stellenbeschreibung hätten die Mitglieder der Projektgruppe dem Gutachten beigefügt. „In diesem Zusammenhang würde indirekt auch eine höhere Eingruppierung notwendig – zumindest der so genannten Büroleitungen“, sagte Rabe.

„Nach unseren Informationen ergibt sich aus dem Gutachten und seinen Empfehlungen insgesamt ein Finanzierungsbedarf von über vier Millionen Euro. Auch das mag ein Grund für die Geheimniskrämerei der Schulbehörde sein“, sagte der SPD-Schulexperte.

Die Forderungen des Gutachtens müssten Schritt für Schritt umgesetzt werden, forderte Rabe. Die zusätzlichen Kosten könnten aus Sicht der SPD zu einem Teil durch Stelleneinsparungen in der Schulbehörde gegenfinanziert werden. „Die zusätzliche Arbeitsbelastung in den Sekretariaten ist zu einem Teil entstanden, weil Aufgaben aus der Behörde in die Schulen verlagert wurden. Die Behörde darf sich aber nicht einseitig auf Kosten der Sekretariate entlasten. Wenn Arbeit aus der Behörde in die Sekretariate verlagert wird, müssen im Zweifelsfall auch die Mittel für Stellen aus der Behörde in die Schulen verlagert werden“, forderte Rabe.

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