Schülerzahlen steigen weiter

Schulsenator Ties Rabe hat die Schuljahresstatistik für das Schuljahr 2016/17 vorgelegt. Demnach ist die Schülerzahl in den allgemeinbildenden Hamburger Schulen bis zum Stichtag der Schuljahresstatistik im September 2016 um 2.530 auf 191.148 gestiegen. Auch die Zahl der Pädagogen an den allgemeinbildenden Schulen erreichte mit 15.260 einen neuen Höchststand.

Schulsenator Ties Rabe: „Seit 2010 ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler um 12.770 (7%) und die Zahl der Pädagogen sogar um 2.333 (18%) gestiegen. Dieser gewaltige Anstieg zeigt die dynamische Entwicklung im Hamburger Schulsystem. Ich freue mich insbesondere über das Engagement der Lehrkräfte bei der Integration der Flüchtlinge.“

Größte Schulform bleibt die Grundschule mit 71.763 Schülerinnen und Schülern (+2.185), gefolgt von der Stadtteilschule (59.490, +39) und dem Gymnasium (55.246, +412). Weiter rückläufig sind die Schülerzahlen an Sonderschulen (4.649, -106) und Berufsschulen (53.302, -117). An den Sonderschulen sank die Schülerzahl aufgrund der Inklusion von 2010 (6.650) bis 2016 (4.649) um 30%. An den Berufsschulen haben sich die Schülerzahlen um 11,5% von 2010 (60.261) bis 2016 (53.302) um 11,5% verringert. Ursachen sind  die Reform der Übergangsmaßnahmen, durch die Jugendliche schneller einen Ausbildungsplatz bekommen, aber die steigende Zahl von Studierenden und die verbesserten Abiturangebote an den Stadtteilschulen. Allerdings ist der Abwärtstrend an den beruflichen Schulen aufgrund der wachsenden Zahl von Flüchtlingen gestoppt, derzeit besuchen 53.302 Schülerinnen und Schüler die Berufsschulen, fast so viel im letzten Jahr (-117).

Rund die Hälfte der Hamburger Schülerinnen und Schüler hat Migrationshintergrund, das heißt, dass wenigstens ein Elternteil oder die Kinder und Jugendlichen selbst im Ausland geboren sind. Hamburg liegt damit in der Spitzengruppe aller Bundesländer.

Deutlich mehr Lehrkräfte und Pädagogen
Steigende Schülerzahlen, aber auch Qualitätssteigerungen und kleinere Klassen bedeuten zugleich mehr Lehrkräfte und Pädagogen: Wurden den allgemeinen Schulen 2010 noch rund 12.926 pädagogische Stellen zugewiesen (11.660 Lehrerstellen, 1.266 sonstige Pädagogen), sind es im aktuellen Schuljahr 2016 rund 15.259 Stellen (13.191 Lehrerstellen, 2.068 sonstige Pädagogen). Das ist eine Steigerung um 234 zusätzliche Stellen gegenüber dem Vorjahr und um 2.333 Stellen gegenüber 2010. Nur rund 950 zusätzliche Stellen wären seit 2010 nötig gewesen, um den Anstieg der Schülerzahlen auszugleichen. Rund 1.380 zusätzliche Stellen sind für qualitative Verbesserungen des Unterrichts (kleinere Klassen, Inklusion, Ganztag) eingesetzt worden.

Entsprechend positiv hat sich die Relation von Pädagogen und Schülern an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen von 13,7 auf 12,4 Schülern pro Pädagoge entwickelt. Die beste Personalausstattung der allgemeinen Schulen haben die Stadtteilschulen, in denen ein Pädagoge 10,8 Schülerinnen und Schüler betreut, es folgen die Grundschulen (1:12,3) und Gymnasien (1:14,9). Der Durchschnitt aller allgemeinbildenden Schulen verbesserte sich weiter auf 1:12,4 (Vorjahr 1:12,5).

Aufgrund der erheblichen Erhöhung der Zahl der Pädagogen haben Hamburgs Schulen kleine Klassen: Grundschulen in sozial benachteiligten Stadtteilen haben im Schnitt nur 17,7 Schülerinnen und Schüler pro Klasse (Obergrenze 19), alle anderen Grundschulen 22,0 (Obergrenze 23). Stadtteilschulen haben in den Klassenstufen 5 bis 10 23,4 Schülerinnen und Schüler pro Klasse (Obergrenzen 25/23), Gymnasien 26,4 (Obergrenzen 28/26).

Ganztag: Teilnahmequote erreicht mit 81,8% neuen Höchststand
Fast 82 Prozent aller Grundschulkinder nehmen am Ganztag teil, ihre Zahl stieg im laufenden Schuljahr noch einmal um rund 2.800 Kinder im Vergleich zum Vorjahr an. Für den Ganztag an den Grundschulen haben sich 49.936 Schülerinnen und Schüler angemeldet (Vorjahr 47.148). Die Teilnahmequote stieg damit auf 81,8% an (Vorjahr 78,2%). 24.985 (34,5%) Kinder nutzen zudem die Ganztagsbetreuung in den Ferien und werden dort durchschnittlich 5,4 Wochen im Jahr betreut. Die erweiterten Ganztagsangebote in den Randzeiten vor 8 und nach 16 Uhr nutzen 3.562 (Frühbetreuung) bzw. 5.300 Kinder (Spätbetreuung).

Im Schuljahr 2016/17 bieten alle staatlichen Hamburger Grundschule Ganztagsangebote, 126 zusammen mit einem Kooperationspartner (GBS-Modell) und 78 in eigener Verantwortung (GTS-Modell). Schulsenator Ties Rabe: „Während es im Schuljahr 2010/11 nur 49 Grundschulen mit Ganztagsangebot gab, haben nunmehr alle 203 Grundschulen ein solches Angebot. Hamburgs Eltern und Kinder nehmen das Ganztagsangebot gern an. Die hohe Anmeldequote zeigt, dass der Ausbau der Ganztagsangebote dringend notwendig war und die Qualität der Hamburger Ganztagsschulen Eltern und Kinder überzeugt. Darüber freue ich mich sehr. Nach dem rasanten Ausbau geht es nun darum, Schritt für Schritt die Angebote zu verbessern. Dafür hat die Bürgerschaft im Juli im Rahmen des Pakets „Guter Ganztag“ zusätzliche 25 Millionen Euro für bessere Kantinen und Raumausstattung sowie schrittweise bis zu 17 Millionen Euro pro Jahr für mehr Personal bewilligt.“

Schulabschlüsse: Abitur nimmt weiter zu
Sehr viele Schülerinnen und Schüler schaffen das Abitur, allerdings gibt es erste Anzeichen, dafür, dass der rasante Anstieg der letzten Jahre langsam abflacht. Von 16.968 Schulabgängern im letzten Jahr machten 9.420 (55,5%) das Abitur, 815 (4,8%) die Fachhochschulreife, 3.136 (18,5%) den Realschulabschluss und 2.605 (15,4%) den Hauptschulabschluss. 992 (5,8%) verließen ohne Schulabschluss die allgemeinbildenden Schulen. Mehr als die Hälfte von ihnen schafft den Hauptschulabschluss in der Regel anschließend an den Berufsschulen. Vor sechs Jahren lag der Anteil der Abiturienten noch bei 50,6 %, Fachhochschulabschlüsse 3,2%, Realschulabschlüsse 23,0%, Hauptschulabschlüsse 16,2% und 7,0% verließen die allgemeinbildenden Schulen ohne Schulabschluss.

Flüchtlinge: weiterhin großes Engagement bei der Integration
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den besonderen Lerngruppen an allgemeinen Schulen, Zentralen Erstaufnahmen und Berufsschulen ist im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 1.320 auf 7.463 (Stand 8.2.2017; Vorjahr 6.143) gestiegen. Davon lernen zurzeit aber nur noch 642 in den Lerngruppen der Erstaufnahmen, die meisten dagegen besuchen bereits die Vorbereitungsklassen an den allgemeinen Schulen (4.109) und Berufsschulen (2.712). Im Schuljahr 2016/17 bieten 60 Grundschulen, 33 Stadtteilschulen und 28 Gymnasien besondere Klassen an (Sj. 2015/16: 41 Grundschulen, 25 Stadtteilschulen, 11 Gymnasien).

Im letzten Schuljahr sind 992 Schüler mit Fluchthintergrund aus den besonderen Vorbereitungsklassen in die Regelklassen der allgemeinbildenden Schulen übergegangen. 681 (68,2 Prozent) wechselten in eine Regelklasse an einer Stadtteilschule, 167 in eine Grundschulklasse und 144 in eine Gymnasialklasse. Um die Integration zu beschleunigen, wurden seit dem Stichtag der Schujahresstatistik im September 2016 bis heute 443 Schülerinnen und Schüler aus den besonderen Klassen in Erstaufnahmeeinrichtungen in die internationalen Vorbereitungsklassen an den Regelschulen umgeschult.  Dort lernen sie bereits nach einem verbindlichen Lehrplan, bekommen Unterricht von ausgebildeten Lehrkräften und lernen bereits in einer echten Schule. Um möglichst schnell und gut Deutsch zu lernen, sind die besonderen Vorbereitungsklassen mit durchschnittlich 14 Schülerinnen und Schülern deutlich kleiner als die späteren Regelklassen.

Inklusion: Quote von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf konstant auf hohem Niveau
Nach dem sehr starken Anstieg der Zahl der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf von 2009/10 bis 2013/14 ist die Quote seitdem nahezu unverändert bei rund 6,9 Prozent. 64 Prozent (8.507) von ihnen besuchen eine allgemeinbildende Schule, 36 Prozent (4.735) eine Sonderschule. Damit ist die Inklusionsquote gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozentpunkte angestiegen (2015/16: 62%). In Hamburg haben Eltern die freie Schulwahl, kein Kind darf gegen den Willen der Eltern auf eine Sonderschule geschickt werden.

Der erhebliche Anstieg der Zahl von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in der Anfangszeit der Inklusion ist vor allem auf einen Anstieg der Zahl von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache und emotionale Entwicklung (LSE) zurückzuführen. Im Zuge der Inklusion sank ihre Zahl an den Sonderschulen um rund 2.500, stieg aber an den allgemeinen Schulen im gleichen Zeitraum um rund 6.500. Der Widerspruch erklärt sich dadurch, dass zwei von drei heute inklusiv beschulten Kindern mit Förderbedarf LSE schon immer eine allgemeine Schule besucht haben. Sie wurden dort aber vor Einführung der Inklusion nicht erkannt, sondern „mit Bordmitteln“ ohne zusätzliche Förderung unterrichtet. Grund dafür waren z.B. Diagnoseunsicherheiten, oder man wollte den Kindern die Abschulung auf eine Sonderschule ersparen, oder man fürchtete Elternwidersprüche gegen eine solche Abschulung. Diese Hemmnisse sind mit der Inklusion weggefallen, im Gegenteil führt heute eine entsprechende Diagnose meist zu zusätzlichen Personalressourcen für die Klasse und das Kind.

Für die Förderung der 8.507 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf stehen an den allgemeinen Schulen rund 1.200 Lehrerstellen zur Verfügung. So können in einer Klasse mit vier förderbedürftigen Kindern pro Woche 15 bis 20 Unterrichtsstunden mit einem zweiten Pädagogen besetzt werden.

Hamburger Ausbildungsmarkt und berufliche Schulen
Der Abwärtstrend in der Berufsausbildung ist in Hamburg gestoppt. Seit 2015 sind die Ausbildungszahlen auf hohem Niveau stabil. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Hamburger Berufsschulen in der dualen Ausbildung stieg sogar leicht an. Insgesamt starteten im Schuljahr 2016/17 15.647 Ausbildungsanfänger ihre duale und schulische Berufsausbildung an den staatlichen und privaten berufsbildenden Schulen. Dazu kommen zusätzlich 1.128 Anfänger in der Erzieherausbildung und rund 1.500 Anfänger in den Berufen des Gesundheitswesens. Damit beginnen in diesem Jahr in Hamburg rund 18.270 junge Menschen eine berufliche Ausbildung. Während die Anfängerzahlen in der dualen Berufsausbildung leicht stiegen (+187), sank die Anfängerzahl in der schulischen Berufsausbildung leicht (-116).

In den Pflegeberufen (Altenpflege, Gesundheits- und Pflegeassistenz sowie Haus- und Familienpflege) stieg die Zahl der Ausbildungsanfänger nach einem leichten Rückgang im Vorjahr deutlich auf jetzt 903 Anfängerinnen und Anfänger (+178). Dies ist die höchste Anfängerzahl in Pflegeberufen seit mehr als zehn Jahren.

Nach dem großen Anstieg der Aus- und Weiterbildung für die Erzieherberufe sind die Zahlen jetzt auf hohem Niveau leicht rückläufig. 1.128 zukünftige Erzieherinnen und Erzieher (-48 im Vorjahresvergleich) und 88 zukünftige Heilerzieherinnen und Heilerzieher (-16 im Vorjahresvergleich) beginnen ihre Ausbildung an den Hamburger Fachschulen. Ebenfalls leicht rückläufig ist die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in der Berufsfachschule Sozialpädagogische Assistenz (- 43). Hier beginnen aktuell 589 Schülerinnen und Schüler ihre schulische Ausbildung.
Abermals ist es gelungen, die Zahl der Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz in den beruflichen Schulen um 100 auf 2.629 zu verringern.

Stabiles Schulsystem: 374 staatliche und 94 private Schulen
Das staatliche Schulwesen bleibt weitgehend unverändert und umfasst 374 Schulen: 191 (+1) selbständige Grundschulen, 58 Stadtteilschulen (davon 13 mit zusätzlichen Grundschulabteilungen), 61 Gymnasien (+1), 13 Sonderschulen, 13 Regionale Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ), 35 (-4) Berufsbildende Schulen und drei Schulen der Erwachsenenbildung. Zum Schuljahr 2016/16 startete das Struensee-Gymnasium in Altona-Altstadt sowie die Insel-Grundschule Neuwerk. Im Bereich der berufsbildenden Schulen hat sich die Anzahl der Schulen, da entsprechend dem Schulentwicklungsplan acht Schulen zu vier Schulen fusioniert haben.
Im nicht-staatlichen Bereich gibt es 94 Schulen: 30 Grundschulen, 27 Stadtteilschulen (einschließlich acht Rudolf-Steiner-Schulen), elf Gymnasien, fünf Sonderschulen sowie 20 Berufsbildende Schulen. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler an nicht-staatlichen allgemeinbildenden Schulen beträgt 10,6 Prozent und ist damit stabil gegenüber den Vorjahren.

Alle Zahlen der Schuljahresstatistik werden unter www.hamburg.de/schulstatistiken sowie weitere Informationen zu Hamburger Schulen unter www.hamburg.de/schuljahr-in-zahlen im Internet veröffentlicht.

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