Schiffbau: „Aus“ für Emden trifft ganzen Norden

Schiffbau ist längst nicht mehr auf einzelne Standorte beschränkt, Arbeitnehmer und Zulieferer legen oft weite Wege zurück. IG Metall-Bezirksleiterin Jutta Blankau beschreibt das treffend, wenn sie zur Schließung des Schiffbaus in Emden sagt: „Das ist ein schwerer Schlag für den Schiffbau in ganz Norddeutschland.“

Die IG Metall Küste hat mit scharfer Kritik auf die Entscheidung der Werftenholding ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) reagiert, die Nordseewerke Emden an den Windanlagenhersteller SIAG Schaaf zu verkaufen und damit den Schiffbau an dem Standort einzustellen. „Das ist ein schwerer Schlag für den Schiffbau in Norddeutschland. Der massive Widerstand der Beschäftigten sowie der Protest Tausender Menschen in Emden waren dem Konzern offenbar egal. Auch über die Einwände der niedersächsischen Landesregierung hat sich das Unternehmen einfach hinweggesetzt“, erklärte Jutta Blankau, Bezirksleiterin der IG Metall Küste.

Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von TKMS, IG Metall-Schiffbauexperte Heino Bade, sagte nach der Sitzung: „ThyssenKrupp hat gezeigt, wie wenig ihnen die Mitbestimmung wert ist. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat haben den Verkauf geschlossen abgelehnt. Der Aufsichtsratsvorsitzende hat aber sein Doppelstimmrecht genutzt“, so der Gewerkschafter. Nach Angaben von Bade hat die Landesregierung in Hannover zu weiteren Gesprächen eingeladen: „Wir begrüßen das ausdrücklich und wollen in den weiteren Verhandlungen die offenen Fragen (Ausrüstung der Fregatten, industrielle Beteiligung von TKMS, Arbeitsbedingungen, etc.) klären“, so der Gewerkschafter.

Der geplante Verkauf der HDW-Gaarden an die Bremerhavener Rönner-Gruppe ist dagegen vom Tisch: „Auch auf Arbeitgeberseite gab es Kritik an dem Konzept“, erklärte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. Das Unternehmen suche aber weiter nach Partnern für den Standort. Darüber hinaus wolle die Geschäftsleitung 180 Entlassungen gegen den Willen von Betriebsrat und IG Metall durchsetzen.

IG Metall-Bezirksleiterin Blankau erklärte: „Mit den heutigen Beschlüssen ist TKMS ein reiner Rüstungskonzern, der sich vorerst noch den Yachtbau und Reparaturbetrieb bei Blohm + Voss in Hamburg leistet.“ Für die Beschäftigten sei diese Neuausrichtung eine große Gefahr. „Auslastungslücken im militärischen Bereich lassen sich künftig nicht mehr ausgleichen und die Politik wird durch die Monostruktur des Konzerns erpressbar“, sagte Blankau.

Am Rande der Aufsichtsratssitzung haben Delegationen aus Emden und Kiel gegen die Pläne des Vorstandes protestiert. Die Nordseewerker haben dem Aufsichtsratsvorsitzenden mehr als 23.000 Unterschriften für den Erhalt des Schiffbaus in Emden übergeben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.